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Tagestouren Ausfahrt am 11.06.2017 (Albrecht-Tour)    

 Lesezeit: 15,62 Min 

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Ron ✦✦✦
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Anmeldedatum: 07.01.2007
Beiträge: 5502
Wohnort: Ofenstadt Velten   
BeitragVerfasst am: 12.06.2017 16:20 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 11,05 Min 

   

Wie versprochen, das Wichtigste vorab:

Has per fauces, Jaczo, princeps slavorum,
ab Alberto Ursu pulsus, ad habelam evasit.
Anno Domini MCLVII.

So, liebe Lateiner, 'ran ans Werk. Wer also wissen möchte, was diese Worte zu bedeuten haben, der muss die alten Schulkenntnisse zu Tage fördern, im Internet suchen oder … einfach diesen Bericht weiterlesen. Wink

Aber ganz von Anfang:

Der 11. Juni ist nicht nur mein Jahrestag, sondern viel wichtiger: er ist auch der Geburtstag der Mark Brandenburg, der sich in diesem Jahr zum 860. Mal jährt. Grund genug also, sich einmal anzuschauen, auf wen das alles zurückgeht und was damals geschehen war.

Aber zunächst trafen wir uns an der Spinnerbrücke und eröffneten den Tourentag mit dem Anlass angemessenen Tourenbonbons.



Mit dabei waren Andreas, Anni, Bernard, Bernd (Berni), Bernd (bedel), Britta, Christian, Detlev, Dirk, Eva, Gerald, Patrick, Ralf, Ronald, Stefan, Stephan, Thomas (Flying Crosstourer), Thomas (Thomas117), Ulli, Xavier und ich.





Wir nahmen also Aufstellung



und legten in eine sehr seltene Richtung ab. Es ging auf die Havelchaussee.



Ein Stück weiter über die Heerstraße und schließlich in die Gatower Straße, wo wir ein besonderes Denkmal besuchen wollten.



Aber zunächst ein paar Worte über den Gründer der Mark Brandenburg: Adalbert genannt Albrecht von Ballenstedt, geboren um das Jahr 1100 und gestorben am 18. November 1170 (vermutlich in Stendal) seines Zeichens Graf von Ballenstedt, Fürst und Markgraf der Lausitz, Herzog von Sachsen, Graf von Weimar-Orlamünde, Markgraf der Nordmark und schließlich erster Markgraf von Brandenburg aus dem Hause der Askanier.



Die Herkunft seines gebräuchlichen Namenszusatzes "Albrecht der Bär" ist bis heute ungeklärt. Die wahrscheinlichste Theorie lautet, dass er den Gepflogenheiten seiner Zeit gemäß einen ausdrucksstarken Namen brauchte. Schließlich galt es, seinem größten Widersacher unter den deutschen Fürsten, Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern, etwas Martialisches entgegen zu setzen. So fiel die Wahl auf den Bären. Während aber die Braunschweiger Bevölkerung nie dem Glauben folgte, dass in ihrer Gegend einst Löwen zu Hause waren, wird Brandenburg den Glauben an die Bären als Namensgeber bis heute nicht los. Möglicherweise (auch das ist nicht klar belegt) geht auch der Name "Berlin" auf Albrecht zurück.

Der Name seines Geschlechts der Askanier geht auf die latiniserte Form des Namens Aschersleben Ascharia zurück. Der Stammsitz lag also im Harzvorland.

Während der Völkerwanderung im vierten bis sechsten Jahrhundert, die unter anderem von dem Einfall der Hunnen ausgelöst wurde, zogen viele germanische Stämme aus dem Osten in den klimatisch milderen Südwesten. So reicht zum Beispiel der Weg der Burgunder bis in das heutige nord-östliche Frankreich. Ihnen folgten slawische Stämme, die sich in der Region östlich der Elbe niederließen. Im frühen Mittelalter besannen sich vor allem die Franken ihres historischen Gebietes und begannen mit der Rückeroberung des verlorenen Landes. Klar, dass sich die Slawen das nicht ohne Weiteres gefallen ließen. So gab es auf die deutschen Ost-Besiedelungen vielfach Kämpfe und einige wenige großen Slawen-Aufstände. Einer der bedeutendsten war der "Große Slawenaufstand" im Jahr 983, in dessen Folge die Nordmark (Teile des heutigen Sachsen-Anhalt und Brandenburgs) für das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen verloren ging. So unternahm der Kaiser mehrere Kreuzzüge gegen die heidnischen Slawen.

Einer dieser Kreuzzüge unter Kaiser Lothar wurde von Albrecht angeführt. So gelangte die Nordmark wieder in die Gewalt der kaiserlichen Truppen. Allerdings erwies sich Albrecht auch als geschickter Diplomat. Schon frühzeitig knüpfte er Bande zu Pribislaw, dem Fürsten der Heveller, dem slawischen Stamm, der sich im Gebiet der Havel niedergelassen hatte. Er residierte auf der slawischen Burg Brennabor auf einer Insel des Havellaufes. Durch enge und familiäre Kontakte gelang es sogar, diesen Slawenfürsten zum Übertritt zum christlichen Glauben zu bewegen. Seit dem trug er den christlichen Namen Heinrich. Pribislaw-Heinrich war kinderlos geblieben und so wollte er Albrecht als seinen Erben einsetzen und ihm das Gebiet der Heveller mitsamt der nun deutsch genannten "Brandenburg" nach seinem Tode übereignen. Als Vorausleistung darauf machte er den Landstrich der "Alten Zauche" (slawisch für Einöde, Dürre) dem ersten Sohn Albrechts, Otto, zum Patengeschenk. Damit gilt das Gebiet zwischen Brandenburg und dem Lauf der Nuthe als das Kernland der Mark Brandenburg.

Als Heinrich im Jahr 1150 starb, trat Albrecht friedlich und rechtmäßig das Erbe an und nahm die Brandenburg in Besitz. Sie war ihm von Heinrichs Frau Petrissa übergeben worden, wie es Jahre zuvor mit Kaiser Lothar III. verhandelt worden war. Für ein paar Jahre herrschte Frieden. Dann jedoch trat Jaxa (Jaczo) von Köpenick auf den Plan.



Bei ihm handelte es sich um den Fürsten der im Spreegebiet angesiedelten Spreewanen und hatte seine Stammburg auf der Insel Köpenick.

Hier ein kleiner Überblick:



Jaxa war ein angeheirateter Verwandter von Pribislaw-Heinrich und machte selbst Ansprüche auf das Erbe geltend. Die neueste Forschung hat inzwischen die lang gehegte Vermutung bestätigt, dass Jaxa nicht nur Slawenfürst war, sondern durch Heirat auch dem polnischen Adel angehörte. Nur so war es ihm möglich, ein großes Heer aufzustellen.

Aber um die Brandenburg einzunehmen bedurfter es zunächst keiner Gewalt. In Abwesenheit von Albrecht gelang es Jaxa durch Bestechung, dass ihm die Tore geöffnet wurden und er kampflos in die Burg einziehen konnte.

Albrecht, der gerade für Kaiser Friedrich Barbarossa unterwegs war, marschierte mit seinen Truppen und mit Unterstützung des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg gen Brandenburg. In verlustreichen Schlachten obsiegte er am 11. Juni 1157 schließlich auf den heutigen Rieselfeldern bei Spandau über das slawisch-polnische Heer. Am Ende der Kämpfe wollte er nun den Übeltäter selbst in die Hände bekommen. So nahm er dessen Verfolgung auf. Mit ein paar Reitern verfolgte er Jaxa und trieb ihn durch die Wälder und einer Schlucht in die Havel.

Und nun beginnt der Teil der Geschichte, der wohl eher in das Reich der Mythen und Legenden gehört. Aber sie klingt sehr schön und deshalb soll sie erzählt werden:

Als Jaxa auf seinem Pferd in die Havel ritt und zu ertrinken drohte, da rief er zunächst seinen dreiköpfigen slawischen Gott Triglaw um Rettung an. Der ließ aber nichts von sich hören. In seiner Not schickte Jaxa nun ein Stoßgebet zum Himmel an den von ihm gehassten Christengott und versprach ihm, dass er ihm auf Ewig dienen wolle, wenn er nur sein Leben retten würde. Da berührte der Finger des Herrn das Rundschild Jaxas, hob ihn mitsamt Pferd über das Wasser und zog ihn zum gegenüberliegenden Landstreifen. Dort angekommen fiel Jaxa auf die Knie, opferte sein Schwert und Schild seinem neuen Gott und ward fürderhin treuer und gläubiger Gefolgsmann des Christentums. Seit diesem Geschehen wird die Landzunge in der Havel "Schildhorn" genannt.

In der Gatower Straße hielten wir nun und liefen ein kurzes Stück durch genau diese Schlucht, durch die Jaxa getrieben wurde und daher auch seinen Namen trägt: die Jaxa-Schlucht.





Dort steht dieser kleine Turm, der im Jahr 1914 von einem Spandauer Privatmann als Denkmal an eben dieses Geschehen errichtet wurde.







Es gab Wissenswertes zu hören und wir besahen uns das gute Stück etwas genauer.



Hier über der Tür das Wappen von Albrecht.



Und auf diesem Relief wurde die Jagd-Szene festgehalten.



Und hier noch einmal die zunächst schuldig gebliebene Erklärung der Inschrift. Sie lautet:


Has per fauces, Jaczo, princeps slavorum,
ab Alberto Ursu pulsus, ad habelam evasit.
Anno Domini MCLVII.

Und heißt soviel wie:

Durch diese Schlucht wurde der Slawenfürst Jaczo
von Albrecht dem Bären verfolgt und in die Havel getrieben.
Dies geschah im Jahre des Herrn 1157.

Wirklich bedauerlich ist, dass dieses historische Kunstwerk, dessen Herkunft ungeklärt ist, völlig schutzlos dem Wetter ausgesetzt bleibt. Der Turm wurde seit unserem letzten Besuch vor zehn Jahren zwar ein wenig restauriert (damals sah er wirklich schlimm aus) aber der Verfall wird wohl bald wieder einsetzen.



Nach einem Gruppenbild



setzten wir unsere Tour fort und verließen bald Berlin.





Durch das Gebiet der damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen steuerten wir nun die Stadt Brandenburg an.







Aber zunächst einmal wurde wie gewohnt "eingereiht".





Und weiter ging's.



Bald darauf erreichten wir das heutige Ziel: die ehemalige "Brennabor", also die "Brandenburg".



Dumm nur, dass von ihr heute nichts mehr übrig ist. Auf ihren Grundmauern allerdings wurde der heutige Dom der Stadt Brandenburg errichtet.

Brandenburg war seit der Inbesitznahme der Nordmark im Jahr 928 ein bedeutendes Bistum für die Ostbesiedelung. Nach dem Slawenaufstand von 983 wurde der Klerus vertrieben und nahm seinen Exilsitz in Magdeburg ein. Erst nach der Rückeroberung durch Albrecht kehrten die Bischöfe nach Brandenburg zurück.

Am 11. Oktober 1165 fand die Grundsteinlegung des Domes Sankt Peter und Paul statt. Damit konnte auch das Prämonstratenser-Konvent auf die Dominsel ziehen. Dass auch der Bischof nun einen eigenen Sitz hatte, war politisch sehr wichtig, denn die Dominsel befand sich in kirchlichem Besitz. Die bis dahin genutzte Sankt-Gotthardt-Kirche lag auf königlichem Grund.

Bei der Anlage wurde das Fundament der Kirche bis zu sieben Meter tief gegründet, erreichte aber dennoch keinen natürlichen Boden. Vielmehr steht das gesamte Bauwerk auf den Fundamenten des slawischen Burgwalls und der späteren Burganlage. Dies bringt bis heute statische Probleme mit sich.



Mit einer schriftlichen Erlaubnis des Rentmeisters des Domes durften wir den inneren Burghof befahren und dort unsere Motorräder abstellen.



So hatten wir es dann auch nicht mehr weit zu unserer Mittags-Einkehr im Restaurant Remise.









Nach dem Essen nutzen wir die Zeit zur Besichtigung des Domes.

















Die Mittagshitze drückte schon ein wenig und so legten wir bald ab. Denn den größeren Teil der Tour hatten wir noch vor uns.







Zwischendurch wurden auch unsere Rösser versorgt.







Im weiten Bogen ging es durch das Havelland und durch die schon erwähnte "Alte Zauche", dem Kernland der Mark Brandenburg.







Auf halber Strecke nach Dobbrikow legten wir noch eine kurze Pause ein.





Weiter ging es durch die sonnige Mark.















Schließlich erreichten wir mitten in der Alten Zauche den Ort Dobbrikow mit seiner Biker-Scheune.



Dort gab es sommerliche Leckereien.





So konnten wir dann zur Schlussetappe ansetzen. Ein zügiger Ritt brachte uns nach Berlin zurück.











An der Brücke angekommen, musste dann auch bald der Heimweg angetreten werden, weil doch noch ein paar wenige Tropfen Wasser den Weg nach Osten gefunden hatten.



Um 271 km dürften unsere Maschinen heute gealtert sein. Aber was ist das schon gegen 860 (bzw. 52) Jahre? Man ist immer so alt, wie man sich fühlt. In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, Mark Brandenburg!

Gruß Ron Winken
_________________
Wer nicht gelebt hat, der kann auch nicht sterben.

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Wohnort: Potsdam   
BeitragVerfasst am: 12.06.2017 19:26 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,27 Min 

   

Hallo Ron, hallo Mitfahrer,

vielen Dank für einen tollen Tag und eine schöne Tour mit Euch.
Meine erste Ausfahrt mit Euch hat sehr viel Spaß gemacht.
Es war eine super entspannte Gruppe mit vielen netten Leuten.
Ich habe einiges gelernt und auch viele Informationen mitgenommen.
Ich freue mich schon auf zukünftige Touren mit Euch.

Habt alle eine schöne Woche!

Viele Grüße
Thomas
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