Verfasst am: 01.05.2017 18:52 Uhr Titel: Ausfahrt am 07.05.2017 (Filmmuseum)
Lesezeit: 1,56 Min
„Du hast den Farbfilm vergessen!“...
...beklagte sich Nina Hagen bei einem gewissen Micha. Und vom Hiddensee-Urlaub blieben nur monochrome Erinnerungen. Tja, Micha! Das war’s dann wohl...
Damit es uns nicht geht wie dem armen Micha, besuchen wir am nächsten Sonntag das Filmmuseum Wolfen und besichtigen die früheren Produktionsstätten von Agfa und später Orwo. Denn mal ehrlich: wann habt Ihr zuletzt auf Film fotografiert? Vergessen? Ich auch.
Dabei werden wir irgendwann den jungen Leuten erklären müssen (wenn wir davon sprechen, dass wir früher noch mit 3 Filmen aus dem Urlaub zurückkamen und aus den 108 Fotos die schönsten Bilder herausgesucht haben) wie wir denn diese runden Filmdosen in die Handys reinbekommen haben...
Die Besichtigung dauert ca. eine Stunde und kostet 2,50 € pro Person.
Vorher stärken wir uns in der Trattoria al Faro an der Goitzsche – oder genauer: am Bernsteinsee. Mit der Wirtin habe ich sechs Gerichte und einen Salat verhandelt, da sollte für jeden was dabei sein. Bitte genau lesen: die Pizzen messen tatsächlich 40 cm im Durchmesser...
Zur Auswahl stehen:
1. Insalata mista 5,40 €
2. Pizza alla Romana 13,50 €
3. Pizza Quattro Stagioni 13,80 €
4. Onda verde (Bandnudeln mit Lachs und Spinat) 12,90 €
5. Paglia e fieno (Bandnudeln mit Filetspitzen) 13,90 €
6. Scalopina con Asparagi (Schnitzel mit Spargel) 17,50 €
7. Bistecca di Livorno (Rumpsteak mit Salat) 19,90 €
Die Details findet Ihr hier in der Speiskarte für uns:
Bitte gebt bei der Anmeldung einfach nur die o.g. Nummer an.
Ja und gefahren wird natürlich auch. Hin und zurück queren wir die Elbe. Dazu geht es durch Roßlau und Dessau auf dem Hinweg und durch Wittenberg auf dem Rückweg. Zur „Entschädigung“ für den Stadtverkehr gibt es schöne kurvige Abschnitte und nicht zuletzt einige Stücke mit gepflegtem Kopfsteinpflaster.
Und so sieht die Tour aus:
Wir treffen uns wie gewohnt um 9:30 Uhr an der Spinnerbrücke. Abfahrt ist um 10:00 m.v.T.u.l.B.u.i.v.M.!
Hinweis:
An der Tour kann jeder, der Spaß daran hat, teilnehmen. Bei den
Berlin-Brandenburg-Bikern gibt es keine Mitgliedschaft und auch
keinerlei Verpflichtungen. Deshalb ist jede/r herzlich willkommen.
Immer getreu dem Motto: wer da ist, fährt mit und wer nicht da ist,
ist dann eben das nächste Mal dabei. Beachte aber, dass immer eine
Anmeldung über das Forum erforderlich ist!
Die Treffpunkte für unsere Ausfahrten sind im Süden die Spinnerbrücke,
im Norden die Bäckerei Junge in Reinickendorf und die Scheune in Kremmen
sowie im Südosten das Bakersdrive in Adlershof. Anfahrt-Beschreibungen
findest Du hier:Click Me. Treffen ist in der Regel um 9.30 Uhr, Abfahrt
dann um 10.00 Uhr. Die Maschine muss vollgetankt sein. Rückkehr je
nach Länge der Tour zwischen 17.00-19.00 Uhr.
Wir sind an unseren gelben Schlüsselbändern zu erkennen. Wenn
Du neu bei uns bist, solltest Du einen Blick auf unsere Regeln für das
Fahren in der Gruppe werfen. Gerade wenn Leute, die sich nicht kennen,
das erste Mal zusammen fahren, erleichtert das die Verständigung sehr.
Die Regeln findest Du hier:Click Me.
Die ersten Wetterprognosen für Sonntag sehen sehr gut aus: sonnig und trocken bei 17 Grad.
Dann also ran an die Tasten! Wir sehen uns am Sonntag!
Viele Grüße
Ralf
legrandalex ✦ Gast
Verfasst am: 07.05.2017 21:34 Uhr Titel:
Lesezeit: 0,53 Min
bin gut zu Hause gelandet ... die 101, Tempelhofer Damm, Alex ... im Nu habe ich Bärbel in Prenzl Berg abgesetzt ... irgendwie war nicht viel los auf der Straße ... die Berliner gucken Tatort, oder wollten wissen wie die Nachbar gewählt hatten ! ... wir bleiben in der EU und behalten den Euro !!!
so, das ist jetzt geklärt, wir können zu den wichtigen Sachen des Tages kommen.
Danke Ralf für diesen schönen Tag.
Die Strecke und das Ziel waren sehr gut gewählt, die Führungen waren Klasse (die im Museum und Deine bei der Fahrt).
gerne wieder; ich habe die groben Kopfsteinpflaster, die Kieswege, die Plattenwege gar nicht vermisst, die Route war heute ideal für meinem Moped zu zweit.
also bis bald auf den Wegen Brandenburgs und Nachbarländers
Xavier
My Lady ✦✦ Topuser
Anmeldedatum: 07.06.2009 Beiträge: 301 Wohnort: Berliner Norden
Verfasst am: 07.05.2017 22:03 Uhr Titel:
Lesezeit: 0,40 Min
Das war eine rundum gelungene Tour! Schöne Straßen, tolles Restaurant am Wasser mit klasse Service und leckerem Essen. Der Besuch im Filmmuseum war wirklich sehr interessant, selbst für Kulturmuffel wie mich
Der Heimweg führte uns über die B2 durch Potsdam, was bei der abendlichen Stunde auch seinen Reiz hatte - danke Ron! Und zuletzt verabschiedete sich der Tag mit einem grandiosen Sonnenuntergang und Abendhimmel - ach ja... scheen war's...
Ralf, das hast du prima hin bekommen! Da hat alles gepasst, alles hatte das richtige Maß. Vielen Dank für den schönen Tag!
LG Bianca _________________ Ob eine schwarze Katze Unglück bringt hängt davon ab, ob man ein Mensch ist oder eine Maus.
Auch wir sind nach 439 km wieder gut gelandet. Es war ein sehr schöner Tag mit gutem und schnellen essen , perfekter Tourenführung, interessanter Besichtigung des Werkes und das bei richtig guten Wetter. Also noch einmal Danke für einen super schönen Tag.
Wünsche allen eine schöne Woche.
Gruß Christian. _________________ Immer dran denken: Gummierte Seite nach unten, lackierte Seite nach oben!
mika650 ✦ Newbie
Anmeldedatum: 03.05.2017 Beiträge: 2
Verfasst am: 07.05.2017 22:09 Uhr Titel:
Lesezeit: 0,23 Min
Nach 422 gefahrenen Kilometern bin ich um 21.30 Uhr wieder heil in Pankow gelandet.
Vielen Dank für die schöne Tour an Ralf und diie freiundliche Aufnahme.
Danke auch an Ron für das Lotsen über Potsdam in den Norden. Da hab ich gleich noch ein paar Verbindungen dazu gelernt.
Auch wieder gut zu Hause gelandet. War ein prima Einstand! Die Location fürs Essen war super gewählt und das Thema wirklich beeindruckend. Ein spannender Einblick in die Arbeitswelt der vorigen Jahrzehnte und historisch bis ins Jahr 1909 zurück. Also Marika Rökk und Hans Albers mal aus einer ganz anderen Perspektive.
der Dank gilt in erster Linie Dir für die Gestaltung
eines perfekten Ausfluges. Selbst das Wetter hat optimal
mitgespielt.
Die beeindruckende Geschichte der Filmfabrik Wolfen wurde sehr
engagiert rüber gebracht und ein Einblick in die aufwändige
Filmherstellung gegeben.
Einen guten Start in die kommende Woche.
Thomas
Ronaldo ✦ User
Anmeldedatum: 19.08.2016 Beiträge: 87 Wohnort: Berlin Waidmannslust
Verfasst am: 08.05.2017 11:17 Uhr Titel:
Lesezeit: 0,10 Min
Es ist bereits alles gesagt worden !
Zusammengefaßt: ein perfekter Tag.
Vielen Dank Ralf - weiter so
Allen eine angenehme Woche und bis (hoffentlich) bald ... _________________ Ein Tourist ist ein Mensch, der reist,
um etwas anderes zu sehen
und sich dann beklagt, dass alles ganz anders ist.
max ✦✦✦ Topuser
Anmeldedatum: 21.07.2013 Beiträge: 175 Wohnort: Hoppegarten OT Hönow
Verfasst am: 08.05.2017 15:03 Uhr Titel:
Lesezeit: 0,09 Min
Auch von mir herzlichen Dank für die perfekte Tour und beeindruckende Geschichte der Fimfabrik, war ein toller Tag!
Gruß Mirko _________________ Fahre niemals schneller, als dein Schutzengel fliegen kann!
Tiger1050 ✦ Gast
Verfasst am: 08.05.2017 17:50 Uhr Titel:
Lesezeit: 0,11 Min
Möchte mich auch noch bedanken für die tolle Fahrt! Es war sehr interessant und eine sehr schöne Tour.Danke Ralf!
Gruß Jürgen
RaBe ✦ Gast
Verfasst am: 08.05.2017 21:03 Uhr Titel:
Lesezeit: 14,96 Min
„Du hast den Farbfilm vergessen!“
Unter etwas anderen Vorzeichen, als der – bekanntlich nur schwarz-weiß dokumentierte – Hiddensee-Urlaub von Nina Hagen startete die heutige Tour. Wir begaben uns auf die Spuren eines fast schon vergessenen Mediums: des lichtempfindlichen Films auf Silberbasis und insbesondere dessen Herstellung. Die Tour, zu der wir uns an der Spinnerbrücke trafen, führte uns dazu ins Film- und Industriemuseum nach Wolfen, zu den Stätten der Filmfertigung.
Unter diesem Aspekt fielen auch die Tourbonbons etwas ungewöhnlich aus
Ja, und auch hier: Vergessen! Abgelaufen im Juli 2008 schlummerten die Filme jahrelang in meiner Schublade.
Nach einem kurzen Briefing fuhren wir dann los. „Wir“, das waren heute Bernard, Bianca, Björn, Britta, Bärbel und Xavier, Christian und Silke, Gerald, Jürgen, Michael, Mirko, Ralf (Siero), Ron, Ronald(o), Thomas, Ulli, Tina und ich.
Schon an der Ampel zur A115 gab es des ersten kleinen Abriß – der Klassiker ab Spinnerbrücke schlechthin – aber bis Drewitz waren wir wieder alle zusammen.
Dann ging es über Philipsthal, Tremsdorf, Fresdorf und Stücken,
um dann hinter Beelitz endlich den Speckgürtel zu verlassen. Weiter ging es über diverse Borks und Schlalach nach Linthe, wo wir vor den Toren des ADAC unsere Einreihpause einlegten.
Viel in die Reihe zu bringen war nicht, dafür schwebte ein unheimlicher blauer Flugkörper durch unsere Reihen.
Nachdem sichergestellt war, daß es keine Alien-Drohne war, wurde das UFO geborgen, damit es dem erdgebundenen Verkehr nicht in die Quere kommt.
Kurze Zeit noch für Gespräche und Stärkungen, dann wurde aufgesattelt und die Fahrt ging weiter.
Weiter ging es über Brück Richtung Fläming und wir näherten uns über Ziezow, Kranepuhl, Bergholz, Medewitz, Hundeluft, Jeber-Bergfrieden so langsam der Elbe, die wir zwischen Roßlau und Dessau querten – und die Mulde direkt mit.
Nach wenig ersprießlichem Stadtverkehr
öffnete sich die Landschaft wieder in Richtung Raguhn und Jeßnitz.
Nicht nur wir genossen die herrliche Landschaft hoch zu Roß
Nur, daß bei uns auf den kleinen, kurvigen Sträßchen zwischen Raguhn und Jeßnitz so etwas wie ein Flow aufkam. Aus Jeßnitz peilten wir dann in südwestlicher Richtung den großen Goitzschesee an,
wo unsere Mittagsstärkung bereits in Arbeit war.
So rollten wir angemessen langsam die paar Meter zur Trattoria al Forno die Bernsteinpromenade hinunter und parkten die Mopeds.
Kaum hatten wir Platz genommen und begonnen, den schönen Blick über die Goitzsche zu genießen
da kamen auch schon die Getränke
und auch das Essen ließ nicht lange auf sich warten.
Die Salate waren – übersichtlich
die Pizzen jedoch eine massive Herausforderung
Das Match Pizza gegen BBB ging ganz knapp unentschieden aus
Die Goitzsche war übrigens vor 20 Jahre noch ein tiefes Loch, in dem zuvor Braunkohle war. Als Tagebaurestloch wurde es geflutet. Unglücklicherweise Jahre vor der ursprünglichen Planung schon 2002 vollgelaufen – da kam das Jahrhunderthochwasser (eins von mehreren binnen eines guten Jahrzehnts), der Muldedamm brach und innerhalb von zwei Tagen stieg der Pegel des Sees um 7 Meter und die Brühe ergoß sich bis nach Bitterfeld.
Zum Glück war von alledem heute auch gar nichts mehr zu sehen (ja, Wasser war noch da). Wir erlebten stattdessen ein quirliges Naherholungsgebiet mit deutlichen Binnenseecharakter, auch schon stark touristisch erschlossen.
Wieder auf die edlen Rösser – die Verdauung hatte noch kaum eine Chance – ging es durch Bitterfeld nach Wolfen, sinnigerweise auf dem Weg zum Film- und Industriemuseum durchs Industriegebiet. Weite Flächen, sauber und hell wirkt es hier. Da reicht die Phantasie kaum aus, sich vorzustellen, wie es hier zu DDR-Zeiten ausgesehen haben mag.
Nach wenigen Minuten waren wir auf dem Gelände der früheren AGFA-, zu DDR-Zeiten dann ORWO-Werke, angekommen. Zumindest aus der Sicht von Fotofreunden betraten wir wahrhaft historischen Boden. Hier stand nicht nur die einstmals zweitgrößte Filmfabrik der Welt. 1909 von der AGFA (Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation) gegründet, binnen nur 12 Monaten quasi aus dem Boden gestampft, wurde hier lichtempfindlicher Kino- und Fotofilm hergestellt. Was bedeutete das 1909? Kleinbildkameras gab es noch nicht, der 35 mm Kinofilm kam zwar bereits 1893 auf, der Fotofilm in den uns bekannten Patronen (Aufnahmeformat 24 x 36 mm) bekam erst in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre Bedeutung, nachdem Leitz, Wetzlar, die Leica-Kamera auf den Markt brachte. Zum „Siegeszug“ für den Kleinbildfilm wurde das dann noch nicht. Der kam erst nach dem 2. Weltkrieg. Bis dahin dominierte der Rollfilm für Boxkameras.
Aber zurück zu den Gründungsjahren: in den Nuller-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ging man zum Photographen wenn man Erinnerungen als Bild konservieren wollte. Der lichtete die kleinen Scheißer – oder die ganze Familie – auf Plattenfilm ab, langes Stillehalten war dazu nötig. Die Demokratisierung der Photographie begann sehr langsam. Die ersten, vorhin schon genannten, Boxkameras kosteten den Arbeiter ein kleines Vermögen. Aber wofür? Urlaubsbilder gab es nicht. Es gab schließlich auch keinen Urlaub. 1909, im Gründungsjahr der Filmfabrik Wolfen, hatten gerade 10 % der deutschen Arbeiter den Anspruch auf 10 Tage Urlaub im Jahr. Kein Wunder, daß es viele Jahre dauerte und geschickter Marketingstrategien bedurfte, Kameras und vor allem Filme in nennenswerten Stückzahlen an Privathaushalte zu verkaufen.
In diesem Umfeld, also mit dem Fokus auf Kinofilm und Profiphotographen, geschah die Gründung der Fabrik. Im Olympiajahr 1936 gab es jedoch eine historische Neuerung: der erste Mehrschichtenfarbfilm, der AGFAcolor Neu wurde vorgestellt. Die Bilder wurden farbig! Auch die Kinofilme, deren Herstellung durch die Unzulänglichkeiten des neuen Materials jedoch bedeutend aufwendiger wurde. Am ersten Farbfilm „Frauen sind doch bessere Diplomaten“ mit Marika Rökk wurde über 2 Jahre gedreht. Und daß nicht nur, weil der Film so wenig lichtempfindlich war, daß ausgeleuchtet werden mußte ohne Ende - die Rökk fast "gegrillt" wurde - entsprechend oft Maske. Auch jede Verbesserung des Materials, die aus Wolfen kam, hatte eine klare Konsequenz: ALLES NEU! Der Film sollte schließlich von einheitliche optischer Qualität sein.
Vor dem zweiten Weltkrieg noch durchaus exklusiv, wurde diese Filmtechnik in der Zeit zwischen der amerikanischen Befreiung von der Nazidiktatur (ironischerwiese in Wolfen an „Führer’s Geburtstag“, seinem letztem, dem 20.04.1945) und der Übergabe der sowjetisch besetzten Zone eben an die Sowjetunion von den Amerikanern (am 1. Juli 1945) gesichtet und einkassiert. Die hier vorgefundene Technologie wurde der amerikanischen Filmindustrie zur Verfügung gestellt – siehe da: wenige Jahre später kam Eastman Kodak (auch vor einigen Jahren an der Digitalisierung gescheitert) mit einem Farbfilm, der auf der Wolfener Technologie basierte.
Spätestens jetzt – ein paar Jahre nach diesem unseligen Krieg – war die Farbfotografie in der Mitte der Gesellschaft angekommen. By the way: die Sowjetunion hatte nach den Amerikanern desgleichen getan: 1946 wurde – neben der Beschlagnahme der Produktion – 50 % der Produktionseinrichtungen demontiert und in der Ukraine wieder errichtet: das Farbfilmwerk Nr.1 der Sowjetunion. So weit also: links und rechts des eisernen Vorhangs vielleicht nicht dieselben Methoden, aber vergleichbare Ergebnisse.
In der Nachkriegsgeschichte gibt es noch einen mehrjährigen Streit um die Namensrechte. „AGFA“ war ja inzwischen AGFA Leverkusen und eine sowjetische Aktiengesellschaft (eine solche wurde Wolfen nach Kriegsende) konnte keine Rechtsnachfolgerin einer deutschen AG sein. Die Nutzung des Namens AGFA beschwor also einen jahrelangen Prozeß herauf. Überraschenderweise bestand die DDR-Führung jedoch nicht lange auf den alten Namen AGFA. Man war der Überzeugung, die qualitativ hochwertigen Produkte aus sozialistischer Fertigung auch unter dem Namen ORWO (=Original Wolfen) an den Mann oder die Frau zu bringen. Der Streit endete erst 1964 endgültig, als auch im Ostblock der Markenname AGFA nicht mehr von Wolfen benutzt werden durfte.
In weiten Teilen auf dem technologischen Stand jener Zeit ist heute das Museum. Der frühere Archivar der Filmfabrik leitete unsere Führung, die er mit unglaublich viel Detailwissen anreicherte, vor allem aber mit jeder Menge Humor und Anekdoten. So vergingen fast anderthalb Stunden Besichtigung wie im Fluge – und vor allem in Ehrfurcht vor den harten Arbeitsbedingungen, die in der Filmfabrik damals vorherrschten. Allein die Vorstellung, an Wochenenden in 12-Stunden-Schichten in fast völliger Dunkelheit und bei vorwiegend 8 Grad hier zu arbeiten, beeindruckte uns stark.
Die Führung beginnt.
In diesen Elektrokarren (keine Funken, kein Staub) mit lichtdichtem Aufbau wurde der Film im Werk transportiert.
Auch diese Gefährte dienten (vor dem E-Karren) dem Filmtransport. Auf das untere kam noch eine Abdeckung.
Hier betreten wir einen der wenigen Bereiche, in denen bei Tageslicht gearbeitet wurde.
Denn hier wurde die Trägerfolie für den Film hergestellt, auf den dann die lichtempfindliche Emulsion erst aufgebracht wurde.
In den weiteren Produktionsbereichen sah es in etwa so aus:
Gut, es gab auch weite Bereiche, in denen ganz schwache grüne Leuchtmittel im Einsatz waren.
Heller erschien es dadurch aber kaum. Noch mal: Wochenendschichten zu je 12 Stunden, ansonsten 3 x 8-Stundenschichten unter der Woche in fast völliger Dunkelheit und bei 8 Grad! Wobei – wir lernten auch, daß die Temperaturen von besonderer Bedeutung in weiten Produktionsbereichen waren. Es gab Betriebsteile, die bis auf null Grad gekühlt waren, in anderen herrschten konstant 40 Grad.
Die Arbeiter brauchten zu Schichtbeginn rund 20 Minuten, sich an die fast völlige Dunkelheit zu gewöhnen. Generell rief man sich an (Vorsicht! Achtung!) wenn man Kollegen hörte, aber noch nicht sah – oder besser: nur erahnen konnte.
Da gewann die akustische Signalübermittlung um so größeres Gewicht:
Einige der hier verwendeten Chemikalien waren im Wortsinne brandgefährlich. Da kann im Zweifel nicht laut genug gewarnt werden.
Selbstverständlich waren auch die Telefone ex-geschützt
Also: die Folie haben wir. Jetzt muß die lichtempfindliche Schicht her. Bei Schwarweiß eine, bei Farbfilm vier. Die Gelatine samt zahlreicher Chemikalien wurde hier verarbeitet
und in der „Nudelmaschine“
so weit zerkleinert, daß sie sich leichter zu Emulsion aufbereiten ließ.
Die Emulsionen hatten übrigens Namen, die ihnen von ihren „Erdenkern“ gegeben wurden. Viel leichter, in der Dunkelheit einen Stempel aufzudrücken, als eine 10-stellige Chargennummer aufzuschreiben. Die Nummern kamen erst später im Prozeß hinzu und waren sauber rückverfolgbar. Die Namen der Emulsionen waren teilweise sehr blumig
Die Emulsion wurde dann hier hergestellt
und geprüft
Ach ja: konstant 35 Grad, minimales Grünlicht zur Orientierung und – da Drucklufttransport von einem Kessel zum anderen – auch sicher alles andere als leise. Von den erwähnten vier verschiedenen Farbschichten, konnte hier übrigens immer nur eine hergestellt werden. Das hieß, es wurden einige hundert Meter Film begossen, zwischengelagert und später mit der nächsten Schicht begossen. Bei jedem „Farbwechsel“ mußten die Anlagen, Kessel, Leitungen und so weiter, penibel und in Handarbeit gereinigt werden. Zwar auch bei 35 Grad, aber immerhin im Hellen.
Wir waren inzwischen blaß vor Staunen
Rezepte
Maschinenpläne
Jetzt muß die Emulsion auf die Folie gegossen werden. Die Originalmaschine von 1946 ist noch da, den Sowjets war sie zu alt zur Demontage
Wieder spart unser Museumsführer nicht an Details um das harte Brot an den Maschinen zu verdeutlichen
Noch lacht er
Ob er aber hier seine Brötchen wohl verdient hätte?
So kamen wir also „zum Film“
Über uns einige Dutzend Meter Film als „Puffer“ im Prozeß
Rechts Fotograf beim Fotochcheck, links Fotograf im Film
Weiter ging es für den Film über die Trocknungsstrecke
damals natürlich ohne Fußgänger – für die gab es schmale Parallelwege. Auf der Trocknungsstrecke wurde übrigens die Temperatur von ca. 5 auf 35 Grad angehoben, um die verschiedenen Lösungsmittel vom Film zu bekommen und abzusaugen. Die Absaugung steckt in den Blechkästen am Boden.
Jetzt paßt der Film aber immer noch in keine Kamera. Dafür muß er erst geprüft und konfektioniert werden. Eine optische Prüfung in fast völliger Dunkelheit!
Auf diesem Apparat läuft ein Filmstreifen 8 Stunden lang an der Prüferin vorbei, die jeden kleinen Fehler im Film erkennen und herausschneiden muß.
Die Konfektionierung erforderte da vielleicht weniger Konzentration, vielmehr Leidensfähigkeit
Laut waren die Stanzen für die Perforation.
Immerhin sah der Film dann schon so aus
Oder so, denn Rollfilm gab es ja auch noch die ganze Zeit
Aber die Leistungsvorgaben für das Eindosen der Filme haben uns mehr als irritiert. 3.600 Kleinbildfilme pro Schicht in die Plastedosen waren gefordert. Unglaublich!
Nach diesen neuen Erfahrungen begnügten wir uns gerne mit einem ganz kleinen Stückchen Film
und betrachteten höchst interessiert die Ausstellung von Kameras und (Film)Projektoren
So manche Kindheitserinnerung kam da wieder hoch...
1970 wurde die Filmfabrik Wolfen zum VEB-Stammbetrieb, Ergebnis der industriellen Konzentration in der DDR. In den weiteren DDR-Jahren ging es recht ruhig zu. Es wurde auch reichlich in den Westen exportiert, ironischerweise fanden insbesondere die schwarzweißen ORWO-Pan-Filme ihre Liebhaber im Westen. Die farbigen natürlich auch, das hat nur kaum jemand realisiert, da sie z.B. Revue (Quelle) hießen oder.... jetzt habe ich die Handelsmarke von Neckermann, ja, auch vergessen.
Nach der Wende begann der Niedergang des Standorts. Noch vor der „digitalen Revolution“ auf dem Fotosektor ging die Filmfabrik zwei mal in die Insolvenz und im Zuge diverser Neugründungen endete die Herstellung chemischer Filme am Standort Wolfen im Jahr 2002.
Nach so viel Geschichte und der Gewißheit, daß hier früher in 8-Stunden-Schichten in völliger Dunkelheit an Film-Schichten gearbeitet wurde, waren wir froh, wieder ans Tageslicht zu dürfen, warfen unsere Mopeds an um jedoch schon nach kürzester Fahrt die edlen Rösser zu tränken.
Die Kraftstoffmarke war uns dann ein Ansporn, das GO Richtung Dobbrikow wurde Programm.
Also, nachdem wir dann Stopschilder, Ampeln und Baustellen endlich hinter uns gelassen hatten jedenfalls...
In flotter Fahrt ging es erneut durch Jeßnitz, dann jedoch Richtung Nordwest über Seegrehna und Pratau nach Wittenberg, dort zurück über die Elbe und weiter mit einem neckischen Bogen um Zahna weiter durch Klebitz, Kurzlipsdorf , Maltershausen, Bardenitz und Zülichendorf, unaufhaltsam Richtung Dobbrikow.
Rumpelasphalt, beinahe topfebenes Kopfsteinpflaster, Flickenteppiche und renntauglicher Asphalt wechselten sich ab. Insgesamt nicht anspruchsvolles, eher schnelles Geläuf. So früh in der Saison auch bewußt so ausgesucht.
Noch weit vor Sonnenuntergang kamen wir in Dobbrikow an, das fleischliche Wohl rückte wieder in den Vordergrund, mit ein paar Resten vom Grill, frischem Futter aus der Küche und mit süßer Ware.
Einige Tourteilnehmer machten sich dann von hier aus auf den Heimweg, während die übrigen erfuhren, daß die Avus wegen eines Unfalls voll gesperrt war und entsprechendes Chaos in den südwestlichen Berliner Stadtteilen zu erwarten war. Der Rückweg zur Spinnerbrücke fiel somit individueller Improvisation zum Opfer. Die Gruppe teilte sich weiter auf: einige fuhren weiter östlich über die B101 in die Stadt, der Rest fuhr einen weiten Schlenker über Potsdam und kam dann aus westlicher Richtung der Heimat näher. Letztlich sind alle gut zu Hause angekommen, Tina und ich sogar auf dem gewohnten Weg über Stahnsdorf. Wir haben zumindest auf unserem Weg keinen dickeren Verkehr als normal feststellen können.
Was bleibt als Quintessenz? Fotografieren tun wir fast alle sehr gerne. Historisch gesehen ist sicherlich der jüngste Schritt von der analogen zur digitalen Fotografie äußerst einschneidend. Nach der Entwicklung von Spezialisten-Technologie zu einem Hobby der Besserverdiener begann die Demokratisierung der Fotografie, bei der dann zwar zahlreiche Dunkelkammern bei den Enthusiasten entstanden, sich alle Anderen aber von Filmentwicklungsdienstleistern abhängig machten. Hier sei ein persönliche Wort gestattet: ich habe der analogen Fotografie lange die Stange gehalten, aus Überzeugung in die Langsamkeit und Überlegtheit der Aufnahmen. Nachdem mir aber ein Großlabor einen Urlaubsfilm versaut hatte kam ich auch zur Digitalfotografie: volle Kontrolle über Motiv bis Bildausgabe (und das in Sekunden heute...).
Kein Wunder, daß nicht nur ich den Farbfilm vergessen habe...und sei es nur den guten AGFA Ultra 100 in der Schublade.
Meine Premiere als Tourguide heute mit Euch hat mir sehr viel Spaß gemacht! Vielen Dank an alle Mitfahrer! Eine tolle Truppe!
Ich freue mich auf die nächsten Touren mit Euch!
Versprochen: der nächste Tourbericht wird kürzer! Viel kürzer!
Viele Grüße
Ralf
Zuletzt bearbeitet von RaBe am 08.05.2017, 20:52, insgesamt einmal bearbeitet
1995 hatte Christo den Reischtag umhüllt und ich habe viele Photos mit einem Praktika und 2 Fix-Objektive gemacht.
vor 22 Jahren ist auch dann Lucile geboren und ich habe mir einen Guten Minolta samt 2 Zooms geleistet.
dann habe ich verschiedene kleinen Digital-Geräte benutzt, bevor ich mir eine D90 Nikon vor 8 Jahren geleistet habe.
Heute mach ich - wie vielen - viele Photos mit dem Telefon ... aber Urlaub und größere Reise schon mit dem Nikon.
Lucile fotografiert viel, digital und analog.
Also ja die Tour hat mir sehr gut gefallen, wegen der Route, aber auch wegen des Ziels.
Ciao und bis bald
Xavier
crosswood ✦ Newbie
Anmeldedatum: 03.05.2017 Beiträge: 9
Verfasst am: 09.05.2017 13:39 Uhr Titel: Premiere
Lesezeit: 0,08 Min
Vielen Dank für die schöne Tour.
Es war bestimmt nicht die letzte gemeinsame Ausfahrt.