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Mehrtagestouren Harz im Herbst (06.-08.09.2024)    

 Lesezeit: 35,40 Min 

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Ron ✦✦✦✦
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Anmeldedatum: 07.01.2007
Beiträge: 5555
Wohnort: Ofenstadt Velten   
BeitragVerfasst am: 15.09.2024 16:48 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 26,31 Min 

   

Nach langer Pause war es dieses Jahr wieder soweit: mit einer Wochenendtour wollten wir uns auf den Weg machen und den Harz durchstreifen. Die Voraussetzungen waren bestens: nicht nur, dass das Wetter anhaltende Sonne versprach, hatte es sich auch gefügt, dass der Spritpreis ausgerechnet an diesem Wochenende auf ein Tief gefallen war. Für die geplanten 970 Kilometer also eine gute Grundlage. Und ganz klar auch: so ganz nach Plan sollte die Tour ganz naturgemäß nicht verlaufen. Wink


Morgens an der Brücke trafen sich Britta, Elke, Michael, Mirko, Ralf (Ralkam), Ralf (ralfr12r) und ich. Es war genug Zeit für ein erstes (oder zweites) Frühstück und einen kurzen Plausch zum Kennenlernen, denn mit Elke und Britta hatten wir einen Neuzugang und eine Wiedereinsteigerin bei uns.







Pünktlich lichteten wir die Anker



und düsten über die A115 aus Berlin hinaus.





Schon auf den ersten Metern gab es ein erstes Hindernis, das zu bewältigen war: nachdem mir mein Navi bei der Anfahrt zur Brücke noch treue Dienste leistete, war es jetzt mit ihm vorbei. Völlig tote Hose! Soweit ich später in der Aufzeichnung sehen konnte, hatte es sich nicht ausgeschaltet und war offenbar tiefentladen. In solch einem Fall hilft auch das Anschließen an eine externe Stromversorgung erst einmal nichts. So ging es die ersten etwa 10 Kilometer noch nach Gedächtnis. Dann aber mussten wir eine kurze Pause einlegen und dank der geteilten Navi-Dateien konnte Ralf (r12r) die Führung der Gruppe übernehmen. So konnte es weitergehen.







Wir fuhren durch Treuenbrietzen und wichen etwas von der geplanten Route ab. Aber die schöne Nebenstrecke über Feldheim ließen wir nicht aus.



Mittendrin gab es die erste Pause, die wir natürlich als Einreihpause nutzten.



Es gab nicht viel zu besprechen und so ging es bald weiter.











Wie immer auf solchen weiten Touren, die man vorher nicht abfahren kann, kam es schon jetzt zu einigen Umleitungen, die uns mal mehr vom Weg wegführten und manchmal zu einer ungewollten Abkürzung zwang. Jedenfalls hielten wir die grobe Richtung gen Süd-Westen bei und kamen über Wittenberg und Gräfenhainichen bei Bitterfeld-Wolfen zu unserer heutigen Mittagstation. Uns empfang ein wahres Paradies.







Diese Marina lag am Bernsteinsee, der das Überbleibsel des ehemaligen Baunkohletagebaus Goitzsche darstellt. Seinen Namen hat er nicht zu Unrecht. Hier lag tatsächlich einmal das weltweit größte Vorkommen von Bernstein. Auf einer Fläche von etwa 5 km² und einer Stärke von bis zu 10 Metern konnte ein Bernstein führendes Flöz im Tagebau abgebaut werden. Die Geschichte des Bergbaus reicht bis ins 17. Jahrhundert. Im Jahr 1993 begann die Flutung des Sees und damit war das Ende der Bernsteingewinnung eingeläutet. Im Restaurant „Seen-Sucht“ gab es dann auch leckere Sachen.





Nach diesem Mahl in mediterraner Umgebung machten wir uns wieder auf den Weg,



um kurz darauf Benzin zu fassen.





Und hier geschah auch das „Navi-Wunder“: nach einem Reset (10 Sekunden die Einschalttaste gedrückt halten) nahm das Garmin seine Arbeit wieder auf. Trotz des Resets war der Speicher nicht gelöscht, alle Routen waren vorhanden und so konnte ich wieder der Truppe voranfahren.



Der Weg nach Bad Frankenhausen war jetzt nicht mehr weit. So nahmen wir vorbei am Panorama-Museum auf dem Schlachtenberg die südliche Auffahrt zum Kyffhäuser, um nach Norden die Abfahrt über die berühmten 36 Kehren zu fahren.



Allerdings trübte eine Baustelle mit Wechselampel das Vergnügen.





Der Rest der Strecke sorgte für bei uns für einen Trainingsauftakt in Sachen Kurvenfahren.



Am Fuße der Strecke legten wir in der Biker-Oase einen Kaffeestopp ein.



Einmal mehr wurden wir auf der fortgesetzten Fahrt von einer Umleitung gezwungen, die schönere Strecke durch das Bodetal gegen einen schnelleren Ritt auf einer höher gelegenen Schnellstraße zu tauschen.







Allerdings hatte das den Vorteil, dass wir es bis 19 Uhr schafften, die Unterkunft zu erreichen. Bis dahin sollte der Check-In erfolgen. Es klappte auch. So erreichten wir in Elbingerode das Diakonissen-Mutterhaus der Schwesternschaft der Diakonie. Die Schwesternschaft wurde 1899 gegründet und im heute polnischen Vandsburg (Wieçbork) angesiedelt. Als Westpreußen im Jahr 1919 polnisch wurde, verlegten die Schwestern ihr Mutterhaus nach Elbingerode. Auf dem Gelände sind neben dem Mutterhaus auch Kranken- und Kureinrichtungen sowie mehrere Gästehäuser untergebracht. Auf zwei dieser Häuser wurden wir aufgeteilt: Haus Buche und Haus Hoffnung.

Wir bezogen unsere Zimmer und trafen uns kurz darauf, um einen gemeinsamen Einkauf in einem nahe gelegenen Edeka-Markt zu machen. Schließlich musste der spätere Abend vorbereitet werden. Gleich danach fuhren wir ein kurzes Stück und in leichter Kleidung zu einem im Ort gelegenen Hotel, das mit seinem Biergarten ein sehr einladender Ort für unser Abendessen war.



Die Küche war prima und der „Hexenteller“ überzeugend.





Aber viel wichtiger war das kühle Nass. Denn die Temperaturen des sonnigen Tages ließen auch in der Dunkelheit kaum nach. So machten wir uns bald auf zurück zur Unterkunft, wo wir in der Parkanlage auch nicht die einzigen waren, die es sich dort in der milden Abendluft gemütlich machten.









Der Wein, das Bier und das Wasser, das wir uns im Supermarkt besorgt hatten, leisteten ihren Beitrag für einen leutseligen Abend. Nach Mitternacht ging es dann zu Bett.

Am nächsten Morgen war die erste Gelegenheit, das Gelände mal genauer unter die Lupe zu nehmen.















Wir trafen uns, um zum Frühstück in das Haupthaus zu gehen.













Frisch gestärkt traten wir unsere Tour an. Es macht keinen Sinn, zu versuchen, die Strecke im Detail nachzuvollziehen. Denn auch heute waren unsere Pläne nicht viel wert. Mehrere Umleitungen machten sie zunichte. Aber das ist auch wirklich nicht schlimm. Denn in dieser Gegend kann man streckentechnisch gar keine Fehler machen. Überall hier ist es kurvig und bergig.

So peilten wir zunächst die Roßtrappe an.

















Bei der Roßtrappe handelt es sich um einen 403 Meter (über NN) hohen Granitfels, der gegenüber vom Hexentanzplatz Thale gelegen ist und mit ihm das Bodetal säumt und so einen wunderschönen Ausblick gewährt. Wie immer bei solch markanten Naturspielen, ranken sich um diese Felsen viele Geschichten. Nicht nur, dass es hier seit der Steinzeit eine Fliehburg gibt, erzählt man sich vor allem die Geschichte von der Königstochter Brunhilde, die gegen ihren Willen mit dem Ritter Bodo von Böhmen vermählt werden sollte. Sie versuchte auf einem weißen Ross zu fliehen. Als sich ihr der tiefe Abgrund auftat, sprang ihr Pferd in einem riesigen Satz hinüber auf den anderen Felsen. Dabei hinterließ ein Huf des Pferdes einen tiefen Abdruck im Gestein, der von den Menschen als wundersam betrachtet wurde. Na ja, heute weiß man, dass es sich bei dieser Gesteinsvertiefung um eine Verwitterungsschüssel handelt, die von Menschen nachgearbeitet wurde. Solche Relikte gibt es nicht selten in Deutschland. Bei dem Sprung verlor die Prinzessin aber auch noch ihre goldene Krone. Ihr Verfolger, der den Sprung nicht schaffte und ins Tal stürzte, wurde dabei in einen großen, schwarzen Hund verwandelt, der bis auf den heutigen Tag dazu verdammt ist, die Krone in dem reißenden Gewässer zu bewachen. Und ganz nebenbei hat er sich auch nützlich gemacht: er ist der Namensgeber des Flusses Bode und damit auch der des Bode-Tales.

Wir genossen noch die Aussicht



und pausierten noch kurz,



bevor wir unsere Fahrt fortsetzten.





Das nächste Ziel war die Rappbode-Talsperre.





Auch hier war der Zahn der Zeit zu spüren: aus dem biker-stylishen Treffpunkt der früheren Jahre, wo man in dem langen Tunnel ordentlich „Musik“ mit dem Gashahn gemacht hatte und dann auf dem freien Parkplatz bei einem Kaffee ordentlich Benzin quatschen konnte, ist heute ein voll asphaltierter und mit einer Freizeit-Halle und mehreren Imbissbuden bebauter Ort geworden, der noch dazu vollautomatisch per Video-Kontrolle parkraumbewirtschaftet ist. Die Mindest-Gebühr von 2,50 Euro wird auch dann erhoben, wenn das Kennzeichen nicht erfasst wurde. Erst viel zu spät (nämlich bei der Ausfahrt) haben wir geschnallt, dass wir das gar nicht hätten bezahlen müssen, weil die Ausfahrt für Motorräder frei war. Das nur so als kleiner Tipp für den nächsten Besuch!

Wir flanierten über das Gelände.









Und während die einen ein Schlummerstündchen unter den Bäumen einlegten,



erkundeten die anderen die Staumauer, die mit ihrer Höhe von bis zu 106 Metern der höchste in Deutschland ist. Der Stausee, der nur wenige hundert Meter breit ist, erstreckt sich jedoch auf über 9 Kilometer und staut bis zu 113 Millionen Kubikmeter Wasser. Mit ihm wird nicht nur Trinkwasser gewonnen, sondern auch bis zu 5,4 Megawatt grüner Strom erzeugt. Und die links neben der Staumauer befindliche Hängebrücke, die mit ihren 483 Metern Gesamtlänge und davon mit 458 Metern längstes freihängendes Teilstück das zweitlängste auf der ganzen Welt ist, hat sich zu einem Touristenmagneten entwickelt. Nicht nur ein gewagter Spaziergang auf der insgesamt 118 Tonnen schweren Installation ist hier möglich, sondern von der weißen Plattform auch 75 Meter tiefe Bungeesprünge. Und auf dem Foto kaum sichtbar sind noch zwei Drahtseile, die eine Zipline (Doppelrutsche) bilden, auf der man in einem Traggeschirr bis zum gegenüberliegenden Ufer hinabrutschen kann, also sozusagen kopfüber im freien Flug“.



Wir fuhren über die Talsperre ein Stück zurück, und legten eine Tankpause ein.





Danach sollte es in den Nordwesten gehen, um am Oker-Stausee die Mittagspause einzulegen.









Allerdings gebot uns die Natur kurz vorher eine kleine Frust-Pause zu machen.



Entgegen dieser lokalpatriotischen Werbung



war der Grund ein anderer. Gerade von hieraus hatte man einen Blick nicht nur auf den fernen Brocken, in dessen Schatten man noch immer die Rauchschwaden des tobenden Brandes ausmachen konnte. Ganz besonders aber waren hier die unglaublichen Schäden am Wald sichtbar. Die viele Hektar Waldfläche umfassenden Austrocknungen und damit einhergehend die Belastung durch Borkenkäfer dürfte für unsere und die kommende Generation das Antlitz des Harzes völlig entstellt haben. Wer also immer noch glaubt, der Klimawandel wäre ein Hirngespinst, der sollte am Brocken und an vielen anderen Stellen des Harzes mal versuchen kühlen, schattigen Wald zu finden!





Wir fuhren weiter, um nun endlich die knurrenden Mägen zu befrieden.





Entlang der Oker-Talsperre



hielten wir vor dem ersehnten Restaurant.



Aber wir mussten feststellen, dass der Laden geschlossen war. Das Restaurant-Sterben macht eben auch nicht vor diesen Tourismus-Gebieten Halt. So drehten wir um und fuhren ein paar Kilometer zurück zum „Windbeutel-König“ und beschlossen, das Mittagessen ausfallen zu lassen und gleich zu Kaffee und Kuchen überzugehen.



Die Terrasse war ebenso am Stausee gelegen und bot eine herrliche Aussicht. Gepaart mit dem anhaltend schönen Wetter ein toller Ort.



Der Laden hat nicht nur einen sehr guten Ruf und war fast voll besetzt. Auch, weil man hier auf Windbeutel spezialisiert war und man praktisch gar nichts anderes bekommen konnte, ging es mit der Bestellung sehr zügig. So war unser Tisch schnell mit ziemlichem Süßkram vollgestellt.







Im Harz (früher vor allem in Torfhaus) ist das Windbeutel-Essen ja eine alte Tradition. Ich habe auch noch die früheren großen Portionen in Erinnerung, die nach dem (zum Teil quälenden) Verzehr der riesigen Dinger dazu geführt haben, dass man mindestens ein halbes Jahr lang keinen Kuchen mehr essen konnte. Vermutlich aus Kostengründen haben sich die Portionen auf ein vernünftiges Maß reduziert. Unsere Windbeutel hatten also die jetzige Standardgröße. Aber man konnte jede Variante auch immer als Riesen-Portion bestellen. Ein Blick auf den Nachbartisch machte deutlich, was das bedeuten konnte:



Das ist so ungefähr wie mit den Riesen-Schnitzeln: am Anfang sieht es lustig aus. Aber Essen in sich reinquälen zu müssen macht irgendwie auch keinen Spaß!

Wir drehten dann einen Bogen um den Oker-Stausee und gelangten von Norden nach Torfhaus. Auch hier galt, dass die einstige Biker-Idylle längst passé ist. Aus dem früheren großen Parkplatz sind Hotelbauten und ein Tourismus-Zentrum geworden. Die alten Kaffee-Häuser (alte Holzhäuser im Harz-Stil) sind inzwischen allesamt verschwunden. Und die Zahl der Besucher (vor allem der Nicht-Biker) ist massiv gewachsen. Überall Trubel.



Die wichtigste Besonderheit an Torfhaus – den freien Blick auf den Brocken – konnten wir noch ganz kostenlos genießen.



Die rechts davon aufsteigenden hellen Wolken sind übrigens die Rauchschwaden vom anhaltenden Waldbrand. Wie wir später erfuhren, hatte sich das Feuer am Vortag an mehreren Stellen entzündet und sich zu einer etwa einen Kilometer langen Front vereint.



Auf der Strecke hatten wir auf den freien Wiesen mehrmals Sammelstellen der Feuerwehren und anderer Hilfskräfte gesehen. So wurden dort Erstversorgungsstationen für Verwundete eingerichtet und auch Sammelstellen für Wasser, das von Flugzeugen und vor allem von Hubschraubern aufgenommen wurde. Einmal war ein riesiger Helikopter der Bundeswehr dabei. Das Ding war so groß wie 2 x 2 Reisebusse.

Tja … und dann war er auf einmal da:



Der Harzturm!



Ebenfalls Teil der touristischen Erschließung bot das Bauwerk nicht nur zwei Aussichtsplattformen (die obere auf 65 Metern), sondern auch einen Skywalk (der Balkon mit Glasboden) und eine außen entlang geführte Rutsche.

Wir näherten uns dem Ding ganz vorsichtig und vor allem wollten wir wissen, ob der Aufstieg denn für uns altersgerecht mit einem Aufzug möglich wäre. Zur Antwort erhielten wir, dass es tatsächlich einen Aufzug gab, der bis zur achten Etage führen würde. Die oberste neunte ist dann über eine Treppe zur erreichen und der Skywalk wäre auf Nummer 6. Dazwischen im 7. Stock sei die Abfahrstation für die Rutsche. Ganz kurz diskutierten wir, wie wir es mit der Rutsche halten würden. Und wie das immer so ist, haben wir uns wohl gegenseitig so aufgeheizt (um nicht zusagen aufgegeilt), dass wir (Mirko, Ralf/Ralkam und ich) in die Tasche griffen, neben den 15,00 Euro für den Eintritt auch die 4,50 Euro extra für das Rutschticket löhnten und uns auf den Weg machten.

Die Konstruktion ist schon von unten beeindruckend – und offenbar auch nachhaltig mit der Fassade zum großen Teil aus Holz.



Wie gesagt war die oberste Etage nur zu Fuß zu erreichen.



Und von oben sah alles noch einmal näher …



oder weiter aus.





Ist schon witzig, wie vorsichtig man da oben einen Fuß vor den anderen setzt. Und man geht nicht einfach hin zum Geländer, sondern tastet sich voran und umklammert die stählerne Absturzsicherung, bevor man einen Blick nach unten wirft.

Das war es dann mit der neunten Etage. Vor dem Abgang über die Rutsche im siebten Stockwerk marschierten wir erst einmal in die sechste zum Skywalk. Hier war es ähnlich nervenzehrend.

Zunächst einmal musste man sich ein paar Filzpantoffeln überziehen.



Und dann schlich man hinaus. Keine Frage wieder mit grandioser Aussicht.





Dank oranger Weste war ich offenbar auch von unten gut auszumachen.



Eine kleine Story am Rande: die Stimmung war ja allgemein sehr fröhlich und nahezu kindlich aufgeheizt. Da lässt man sich manchmal zu Äußerungen hinreißen, die vielleicht nicht so ganz passend wären. Zum Glück habe ich mir im letzten Moment einen Kommentar verkniffen, denn mit uns auf dem Skywalk war ein Typ, der doch tatsächlich ein T-Shirt mit einem Fallschirmspringer-Logo trug. Mir haben da wirklich einige herbe Worte auf den Lippen gelegen. Denn es sah schon komisch aus, wie er sehr wacklig auf den Beinen vor- und zurücklief und das wieder und wieder. Aber zum Glück schwieg ich. Denn der Aufpasser dort oben hat uns später erzählt, dass der Mann regelmäßig dort zu Besuch ist und immer freien Eintritt hat, weil er nicht als Tourist- sondern als Patient kommt. Er war tatsächlich Fallschirmjäger, der an einem posttraumatischen Syndrom litt und Höhenangst entwickelt hatte. Als er einmal an mir vorbeilief, murmelte er auch so etwas wie: „Da ist man früher aus dem Flugzeug gesprungen und jetzt das.“ Drücken wir ihm die Daumen, dass er bald damit fertig wird.

Jedenfalls stand für uns noch die Abschlussprüfung an: jetzt ging es eine Treppe höher zur Sache. Hier war der Einstieg für die Rutsche. Nachdem uns die Funktion des Rutschsacks erklärt worden war (gut festhalten, die Arme einknicken – sonst wird es heiß) nahmen wir nacheinander Platz und fuhren die 110 Meter in einem Affenzahn zu Tale.





Unten angekommen sahen die Rutscher auch nicht viel besser aus. Hier in bewegten Bildern:



So langsam marschierten wir zurück zu unseren Maschinen.



Diesmal schmuggelten wir uns durch die Ausfahrt (in der Hoffnung kein nachträgliches Ticket zu kriegen) und fuhren zur Unterkunft.







Kurz vor unserem Ziel erledigten wir noch den für den Abend notwendigen Einkauf.



Dann ging es auf die Zimmer und wir ließen uns Zeit für eine Dusche und kurzes Ausruhen, bevor wir uns wieder trafen und zum Essen fuhren. Nach einer kleinen Diskussion über das Zusammenstellen der Tische machten wir es uns bei leckerem Essen gemütlich.







Wie schon am Vorabend setzten wir die Party dann vor unserer Unterkunft fort.





Als wir auseinander gegangen waren, traf ich vor unserem Haus Buche noch auf ein paar letzte Feierer. Weil ich noch Reste von Wein mit mir trug, die ich nicht wegschütten wollte und weil noch ein paar Schierker Feuersteine übrig waren, zeigte ich mich spendabel. Und die Folge war eine weitere sehr lustige Stunde mit interessanten Gesprächen über Fahrtechniken der „anderen Fraktion“. Es waren übrigens auch alles Berliner!

Am nächsten Morgen ging es wieder auf Erkundungstour über das Gelände









und es wurde auch schon gepackt.



Aber vor der Abreise wurde ausgiebig gefrühstückt.







Zurück zu den Zimmern wurde auch Abschied genommen von den tierischen Mitbewohnern.



Nachdem alles bezahlt war, trafen wir uns an den Maschinen wieder.



Bald konnten wir dann die Heimreise antreten.



Auf dem Plan stand noch eine West-Runde durch den Harz. Wie durch ein Wunder wurden wir diesmal nur von einer – recht kleinen – Umleitung geärgert, so dass die geplante Tour zu 95 % durchgeführt werden konnte. Nicht nur, dass wir die Biker-Pflicht-Passage von Elend nach Sorge hinter uns bringen konnten (übrigens ein beliebtes Namensrätsel in Quiz-Shows), konnten wir uns auch einem interessanten Ziel nähern.





Unweit von Bad Sachsa liegt diese imposante Felswand:







Der Sachsenstein ist ein Berg aus Kalzium- bis Gips-ähnlichem Mineral (Anhydrit), der im Laufe von Jahrtausenden von dem vorbeifließenden Fluss Uffe so abgewaschen wurde, dass diese etwa 1 Kilometer lange und 30 Meter hohe Steilklippe entstand. Auf ihrer Spitze gab es in der Antike bis zum Hochmittelalter eine Wehrburg (Sachsenburg), deren Überreste noch heute zu finden sind.

Für uns ging es langsam in Richtung Ferner Osten, also gen Heimat. Das allerdings nur mit vollen Tanks.









Irgendwie war es schon traurig, dass nach den letzten zwei Tagen das Gelände wieder zunehmend flacher wurde.









Es ging in Richtung Schönebeck/Elbe, wo wir an einem markanten Punkt die Mittagspause machen wollten. Eigentlich mehr durch Zufall erfuhr ich von diesem Restaurant,



das in einem stillgelegten Bahnhofsteil von Bad Salzelmen – einem Sole-Kurort – untergebracht war. Ganz standesgemäß lag gleich gegenüber dieses Gradierwerk,





dessen Funktion uns ja nach der letzten Tagestour „Seeluft“ nicht mehr unbekannt war. Wir nahmen auf der Bahnsteigterrasse unsere Plätze ein und rätselten, was wir wohl zu essen kriegen würden.



Aber dieses Restaurant hatte um diese Uhrzeit nur noch ein Brunch – Büffet im Angebot. Weil wir dafür doch etwas spät waren, wurde uns das Angebot gemacht, sozusagen zum halben Preis (12,50 Euro) das Buffet mit „all you can eat“ leerräumen zu dürfen. Auch wenn nichts nachgelegt wurde, war das für ein Drei-Gänge-Menü doch ein sehr faires – um nicht zu sagen: billiges Angebot. Und es hat nicht nur hervorragend geschmeckt. Es ging auch zeitlich naturgemäß sehr schnell. Allerdings haben wir auf diesen Nachschlag dann doch verzichtet. Wink



Wir machten uns wieder abfahrbereit







überquerten kurz darauf die Elbe



und erreichten so wieder ein Geläuf, das nie zuvor je ein Römer betreten hat.

Eine letzte Tankpause sollte die Rösser für die letzte Wegstrecke tränken.





Immer entlang der B242 kamen wir nach Bad Belzig. Und was es genau war, kann ich nicht sagen. Aber irgendein mentaler Aussetzer des Tourguides hat zu einer umfassenden Rundfahrt durch die Altstadt geführt.





Aber bald waren wir wieder auf freier Strecke



und in der milden Abendsonne näherten wir uns auf bekannten Pfaden der Scheune in Dobbrikow.











Dort gab es dann bekannte Erfrischungen von kühlem Nass, heißen Kaffee bis Speiseeis. Hiernach machte sich jeder auf den direkten Weg in heimatliche Gefilde und wir verabschiedeten uns.



Der Ritt nach Hause war übrigens auch noch von einer Sperre gekrönt. Während so mancher sich von dem Sackgassen-Schild abhalten ließ und einen weiten Umweg in Kauf nahm, trafen sich zwei andere dann doch hinter der Baustelle wieder. Hoffen wir, dass diese Arbeiten auch bald erledigt sind.

Jedenfalls bleibt festzuhalten, dass diese Tour mit ihren knapp 1000 Kilometern eine wahre Seelenerfrischung war. Nicht nur Kurven satt, hatten wir ein tolles (ja mitunter vielleicht auch ein wenig zu warmes) Wetter und für mich persönlich ein Novum: bisher galt für mich die Regel, dass es im Harz immer mindestens an einem Tag nass werden müsse. Ich war nun wirklich schon oft dort. Aber dieses Mal war es wirklich das erste Mal, dass tagsüber nicht ein einziger Tropfen herunterkam. Die Einschränkung muss sein, denn in der Nacht hatte es tatsächlich leicht getröpfelt.

Und neben den Touren waren auch die Pausen und die Abende einfach herrlich. In lockerer Runde und mit einem manierlichen Schuss Spiritus hatten wir lustige Gespräche und interessanten Informationsaustausch. Also alles so, wie es auch sein soll und wie wir es nach Corona so lange vermissen mussten!

Bis zur nächsten Tour!

Gruß Ron Winken
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max ✦✦✦
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BeitragVerfasst am: 15.09.2024 17:32 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,18 Min 

   

Hallo Biker,
war nach so langer Zeit eine sehr schöne Tour mit vielen Erlebnissen.
Die Streckenführung war trotz Schwierigkeiten perfekt und die Unterkunft super.
Ein toller Bericht mit schönen Bildern, die in Erinnerung bleiben.
Danke für den Bericht.!
Gruß Mirko
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Zuletzt bearbeitet von max am 19.09.2024, 12:15, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: 16.09.2024 09:28 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,15 Min 

   

Hallo zusammen,

vielen Dank an Ron für den tollen Bericht.

Das war wirklich ein schönes Wochenende mit Euch.
Ich denke gerne daran zurück.

Ich wünsche allen einen guten Start in die Woche.

LG
Ralf
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Britta 
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BeitragVerfasst am: 16.09.2024 13:01 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,20 Min 

   

Von mir auch ein großes Dankeschön an Ron für den ausführlichen Bericht! Ich habe mich sehr darüber gefreut, doch noch mitfahren zu können und es hat sich wirklich gelohnt.
War schön mit Euch, gerne wieder. Allen eine sonnige Woche, viele Grüße Britta Winken
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BeitragVerfasst am: 17.09.2024 10:58 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,14 Min 

   

Hallo,

wass für eine schöne Urlaufslektüre.
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die Bildauswahl, eine Menge Arbeit - hat sich aber gelohnt.

Liebe Grüße aus Elba
Ralf
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