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Mehrtagestouren Herbst-Tour 24.-26.08.2012 (Polen/Tschechien)    

 Lesezeit: 20,08 Min 

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Ron ✦✦✦✦
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Anmeldedatum: 07.01.2007
Beiträge: 5604
Wohnort: Ofenstadt Velten   
BeitragVerfasst am: 31.08.2012 20:59 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 15,34 Min 

   

Alles andere als geplant verlief der der Start unserer Herbst-Tour nach Polen und Tschechien. Morgens kaum aus dem Haus spielte mein Bordcomputer verrückt und ein rotes schnell blinkendes Dreieck sagte, dass mein Hinterreifen nicht genügend Luft hätte. Und da lag er sehr richtig! Der walkende Reifen erzeugte ein Gefühl, als ob man auf einem Schaukelstuhl sitzen würde. Also blieb nichts anderes übrig, als erst einmal auf den ADAC zu warten



und beim Reifenhändler neue Pneus aufzuziehen. Derweil waren Andrea und Harry, Henry und Jörg schon unterwegs. Mit fast zwei Stunden Verspätung düste ich über die Autobahn hinterher. Wir hatten grob verabredet, uns irgendwo in Görlitz zu treffen. Weil ich wesentlich früher da war, fuhr ich einen markanten Punkt an: so ein großes McDonalds-Schild ist schon ein schöner Treffpunkt. Also machte ich eine lange Pause, denn es dauerte noch fast eine Stunde, bis die anderen eintrafen.



Endlich war es soweit.









Wir blieben noch etwas, um den kleinen Hunger zu stillen. Hätten wir gewusst, wie unser Abendessen verlaufen würde, hätten wir wohl richtig zugegriffen. Wink



Dann machten wir uns auf den Weg.





Es ging quer durch Görlitz





und gleich hinter der Grenze hielten wir zum Spritfassen.





Dann fuhren wir weiter in Richtung Osten.





Der Wetterbericht sagte, dass es am Freitag wechselhaft sein solle. Und das bekamen wir dann auch kräftig zu spüren. Als es richtig schüttete, suchten wir Unterschlupf an einer Bushaltestelle.





Gut angepellt setzten wir die Reise fort, als der Wolkenbruch langsam nachließ.







Auch wenn es jetzt nicht mehr so heftig regnete, waren die durchweichten Strassen auf unseren Nebenstrecken doch sehr hinderlich. Hier mussten wir eine überschwemmte Kreuzung passieren.







Es war nicht mehr weit bis zur Unterkunft und so trafen wir bald in Cieplice, dem ehemaligen Bad Warmbrunn, bei Jelenia Gora, dem früheren Hirschberg, ein.





Auch wenn es hieß, dass der Parkplatz bewacht werden würde, legten wir unsere Rösser doch wieder an die Kette.



Wir machten uns auf den Weg zum Abendessen. Der schon zu schlesischen Zeiten bekannte Kurort empfing uns mit einer wunderschönen Kulisse am zentralen Marktplatz.







Hier eine interessante Einrichtung für Hundehalter, die sich nicht um die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Gefährten kümmern.



Wir machten es uns auf der Terrasse eines Restaurants gemütlich.





Allerdings gab es eine unschöne Überraschung. Die sehr nette Kellnerin machte uns mit ihren holprigen aber sehr sympathischen Deutsch-Kenntnissen klar, dass die Küche schon geschlossen habe und sie uns allenfalls noch einen Salat oder ein Eis-Dessert anbieten könne. Ein wenig ärgerlich war es schon, denn die auf der Karte angegebenen Uhrzeit für die warme Küche war noch nicht überschritten. Aber was soll's? Schließlich hatten wir Hunger und so bestellten wir Salat, der hervorragend schmeckte (!) und den Rest füllten wir mit "Tyskie" auf, dem Marktführer auf dem polnischen Biermarkt.

Reichlich betankt machten wir uns wieder auf den Weg durch die nächtliche Stadt zu unserem Hotel.







Am nächsten Morgen erwartete uns eine gut temperierte Landschaft.





Der Tag hielt, was der Morgen versprach. Es blieb die ganze Zeit mild, sonnig und trocken.

Aber zunächst gingen wir zum Frühstück und danach machten wir die Maschinen startklar.







Es ging weiter nach Osten immer tiefer in das ehemalige Schlesien hinein.









Mittendrin legten wir eine Pause ein. Eine kleine Eisbude lockte mit leckeren Dingen.



Allerdings waren wir soweit von der Grenze entfernt, dass der Euro hier nicht mehr selbstverständliches Zahlungsmittel war. Wir gingen also leer aus.



Es blieb uns nur noch der Blick auf den Vorgarten eines obskuren Tierpräparators, der seine Werke zur Schau stellte. Irgendwie erinnerte es mehr an das "Schweigen der Lämmer". Wink



Wir machten uns wieder auf den Weg.








Kurz darauf trafen wir am ersten Zielort der Tour ein.





Hier in Strzelin, dem ehemaligen Strehlen, lag einst das Dorf Woiselwitz, das heute in die Stadt eingegliedert ist.

Nach den Mühen des Lagers von Bunzelwitz wird das Heer zur Erholung in Kantonierungsquartier gelegt und der König selbst nimmt im Oktober 1761 Sitz in der Nähe des Dorfes Woiselwitz bei Strehlen (Strzelin). Dort besuchte ihn eines Tages Heinrich Gottlob Baron von Markotsch, ein evangelischer Adeliger, der jedoch trotz Vasalleneid noch österreichisch gesinnt war. Er nahm die geringe Sicherung des Lagers Friedrichs wahr und kontaktierte über den katholischen Geistlichen Franz Schmidt den Baron von Wallis, der wiederum den Feldmarschallleutnant Laudon unterrichtete. Man schmiedete den Plan Friedrich zu entführen und nach Wien zu verschleppen.

Der Briefwechsel zwischen Baron von Markotsch und Baron von Wallis wurde über den jungen Jäger Mathias Kappel geführt, der die Briefe jeweils überbringen musste. Dem war die Sache nicht geheuer und so öffnete er einen Brief und erfuhr von dem Verrat. Mit Hilfe des evangelischen Pfarrers Gerlach wurde eine Kopie des Briefes angefertigt, den Kappel persönlich zum König bringt. Zugleich schickt er seinen achtzehnjährigen Lehrburschen Böhmelt mit dem wieder verschlossenen Brief zum Kurator Schmidt.
Als Friedrich von dem geplanten Anschlag erfuhr, schickte er den Hauptmann von Rabenau, um Markotsch und Schmidt zu verhaften. Baron von Markotsch konnte zwar festgenommen werden, doch gelang ihm die Flucht aus dem Stall seines Anwesens mit einem für alle Fälle gesattelten Pferd. In Abwesenheit wurde er zum Tode verurteilt. Weil er jedoch in Österreich und Ungarn in Sicherheit war, vollzog man das Urteil in "effigie", also an seinem Abbild. Auf dem Marktplatz in Breslau wurde am 11. Mai 1762 auf einem eigens errichteten Schafott sein Bild und sein Adelswappen zerschlagen. Damit erstarb auch die Adelslinie derer von Markotsch.

Dem Jäger Mathias Kappel zeigte Friedrich seinen Dank, indem er ihn mit dem Försteramt von Germendorf bei Oranienburg belehnte, das ihn bis zu seinem Ende versorgen konnte. Übrigens war Mathias Kappel durch die Heirat seiner Tochter Sophie Eleonora Kappel verwitwete Flöricke der Schwiegervater des bekannten berliner Musikanten und Akademieprofessors und Duzfreund Goethes Carl Friedrich Zelter, der die erste Berliner Liedertafel im Jahre 1809 gründete und so der landesweiten Entwicklung des Männergesangswesens Vorschub leistete. Er gilt als Vater der deutschen Männergesangsvereine.

Den Standort des Geschehens konnten wir nur vermuten. In der Literatur ist von einem Haus am Fluss Ohle (heute Olawa) die Rede. Dieser Fluß verlief in Sichtweite unseres Ratsplatzes. Bis zum Beweis des Gegenteils behaupten wir also, an genau dem richtigen Ort gestanden zu haben. Wink

Wir setzten die Tour fort weiter Richtung Süden.









Der nächste Stopp war in der Stadt Nysa, dem ehemaligen Neiße geplant.







Am gleichnamigen Fluß gelegen, kam es hier am 25. August 1769 zu einem Treffen Friedrichs mit dem jungen Kaiser Joseph II. von Österreich, der ein Bewunderer des Preußenkönigs war. Dieser sagte Friedrich zu, dass Österreich nie wieder Anspruch auf Schlesien erheben würde. Ein Jahr später kam es zu einem weiteren Treffen. Im Gefolge Josephs war auch der große Widersacher Feldmarschallleutnant Laudon. Friedrich bat ihn bei Tisch an seine Seite, weil er ihm ungern gegenüber sitzen wolle. Bei diesem Treffen wurde die unkriegerische Teilung Polens unter Österreich, Russland und Preußen besprochen.

Das Treffen soll auf der Bischofsburg stattgefunden haben. Die haben wir beim Durchfahren der Stadt aber nicht entdecken können.

Inzwischen war es schon sehr spät. Die zum größten Teil ruppigen Nebenstraßen hatten eine Menge Zeit gefordert und so beschlossen wir, auf großen (und ziemlich langweiligen) Straßen zu bleiben und direkt zum Hotel zu fahren. Schließlich wollten wir diesmal zeitiger beim Essen sein, um etwas anderes als nur Salat zu bekommen.

Und außerdem wollten wir das Schicksal nicht unnötig herausfordern. Bis jetzt war der Tag wunderbar sonnig geblieben. Aber es drohte Regen. Wie man hier sieht, beschützte und das südlich von uns gelegene Riesengebirge vor dem schlechten Wetter. Die Wolken schafften es einfach nicht über den Höhenzug.



Also ging es geradewegs zur Unterkunft.





Nach Dusche und kurzer Rast im Zimmer machten wir uns diesmal quer durch den Kurpark auf zum Marktplatz.





Hier handelt es sich um ein Kriegerdenkmal. Die Inschrift lautet soviel wie: "Sie haben großzügig ihr Blut vergossen. Ihnen Ehre und Herrlichkeit in Ewigkeit."



Diesmal hatten wir mit dem Essen Glück. Die Karte war reichhaltig und so hatten wir die Qual der Wahl.







Aber mit dem Nachtisch hat es wieder nicht geklappt. Warum auch immer, für ein Eis war es wieder zu spät. Aber diesmal waren wir wirklich satt und so machten wir uns auf in die Kojen.



Am nächsten Morgen lagen unsere Rösser noch in tiefem Schlaf.



Am Frühstückstisch trafen wir uns wieder und läuteten den Tag der Heimfahrt ein.





Das Wetter war wieder schlechter und so war die Plastikpelle angesagt. Als erstes tankten wir auf, damit wir kurz vor dem Grenzübergang noch einmal tanken konnten.



Es ging Richtung Süd-Westen, denn wir wollten zunächst auf die tschechische Seite des Erzgebirges.





Unterwegs hielt uns ein Unfall kurz auf. Es war nur Blechschaden, aber die Straße war eine ganze Weile gesperrt worden.





Es ging weiter durch das touristisch schon besser erschlossene Gebiet.









Zwischendurch gab es eine kurze Pause.



Na ja, und dass wir alle nur Vasallen der großen Mutter Natur sind und wir keinem ihrer Gesetze entgehen können, ganz besonders nicht dem Gesetz der Schwerkraft, wurde uns hier sehr deutlich gemacht. Jedenfalls kann so eine Engländerin ganz schön schwer werden. Wink

Wir machten uns wieder auf den Weg.



In dieser Gegend stießen wir wieder vermehrt auf andere Biker. Die Straßen waren auch wesentlich besser als im tiefen Polen und so machten die vielen Kurven und Serpentinen richtig Spaß!



Das nächste Etappenziel war schnell erreicht. Hinter Liberec, dem ehemaligen Reichenberg in Nordböhmen, lagen die "Pekelne Doly", die Teufelshöhlen.





Hier wurde einst Sandstein für das Schleifen von Spiegeln in den Glasfabriken abgebaut. Im Jahr 1944 wurde hier eine Produktionsstätte der Firma WEG unter dem Decknamen "Nautilus" errichtet. Sie hatte die Aufgabe, die aus dem Ort Kalisch evakuierte Fertigung der Schnellkanonen MK108 fortzuführen. Nach dem Krieg dienten die Höhlen als Gemüselager, bis sie 1989 aufgegeben wurden und dem Verfall preisgegeben waren. Ein Motorradclub übernahm den Ort 2003 und richtete ihn zu einem Herbergsbetrieb her. Seit dem ist dies ein beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer. Die Besonderheit dabei ist, dass man mit dem Mopped direkt bis ans Bett und bis an die Bar fahren darf.















Klar, dass wir uns dieses Vergnügen nicht entgehen lassen wollten. Also wurde wieder aufgesattelt und dann ging es ab in die Teufelshöhle.



Danach setzten wir die Tour durchs Erzgebirge fort.



Wir näherten uns dem Grenzübergang bei Schmilka und nutzten die letzte Gelegenheit zum billigen Tanken.





Ein Stück begeleiteten wir noch den Lauf der Elbe und drehten dann ab in Richtung des Nationalparks Sächsische Schweiz.







Dort legten wir noch einmal eine Pause ein und genossen den Fernblick.













Das selbstgemachte Gruppenfoto klappte nicht wirklich.







Aber schließlich erbarmten sich ein paar Passanten und machten dann ein richtiges Foto.



Wir fuhren nun geradewegs nach Dresden. Aber trotz des Sonntag-Nachmittags war der Verkehr einfach höllisch. Ein paar Baustellen rund um das Nadelöhr der Elbebrücke bescherten uns eine ewig lange Verzögerung.

Wie wir es verabredet hatten, legten wir eine letzte Pause ein, um zu besprechen wie wir weiterfahren wollten.



Es war schon spät uns so fuhr ich den geplanten Weg allein weiter, während die anderen den schnellen Weg über die Autobahn nahmen. Also verabschiedeten wir uns



und zogen unserer Wege. Es blieb dann weitgehend trocken. Nur ein paar Huschen benetzten das Visier kurz. Dafür aber gab es auch diese Wegbegleiter:



Nach knapp 1200 Kilometern ging unsere diesjährige Herbsttour zu ende. Es war wieder ein lustiger und lockerer Trip, auf dem wie immer neben dem Fahren auch der Spaß nicht zu kurz kam.

Bis zum nächsten Mal!

Mehr Bilder gibt es wie immer in der Gallery meiner Homepage.

Gruß Ron Winken
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Wer nicht gelebt hat, der kann auch nicht sterben.

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Wohnort: Berlin-Kaulsdorf   
BeitragVerfasst am: 01.09.2012 12:46 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,18 Min 

   

Super-Bericht, Ron, war wirklich wieder ne schöne Tour. Und jetzt, ne Woche später und bei dem Super-Wetter z.Z. juckts schon wieder in den Fingern.....

Aber ich muß ja heute meine Bremsbeläge wechseln, die sind irgendwo im Gebirge liegengeblieben....... Confused Confused

Gruß Henry
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