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Quasselecke Kleine Gute-Nacht-Geschichte    

 Lesezeit: 6,82 Min 

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Ron ✦✦✦
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Beiträge: 5508
Wohnort: Ofenstadt Velten   
BeitragVerfasst am: 15.04.2008 15:50 Uhr   Titel: Kleine Gute-Nacht-Geschichte

 Lesezeit: 5,98 Min 

   

Mal eine kleine Gute-Nacht-Geschichte von einem Ziele suchenden Tourguide und seinen Abenteuern im Havelland:

Eigentlich sollte es am 14. September eine Tour zur „Wuchernden Eiche“ geben. Ein Naturdenkmal, von dem ich irgendwo im Internet gelesen habe, dass da eine Eiche eine Kiefer umwachsen habe und dass das einmalig aussehen solle, wie angeblich Zitat: „eine Kiefer aus einer Eiche entspringen“ würde.

Habe mich gestern nach Feierabend also auf den Weg ins Havelland gemacht. Bei Senzke kam ich schließlich zum Zielort Haage. Eine ganze Weile bin ich im Ort suchend herumgekurvt. Es war fast niemand auf der Straße, den ich hätte fragen können (bis auf eine sehr alte Dame, die auf ihre rollende Gehhilfe gestützt durch den Ort schlich und die ich nicht erschrecken wollte).

An einem Ortsausgang schon fast im Wald (Hurra! Plattenwege!) traf ich auf ein junges Mädchen, das heftig erschrak als ich neben ihr hielt und sie ansprach. Als sie sich zu mir umdrehte und die Arme dabei so merkwürdig verrenkte, beschlich mich gleich so ein merkwürdiges Gefühl, als ob sie irgendetwas hinter dem Rücken verborgen hielt. Vermutlich hielt sie mich für einen Förster oder sonst etwas, denn irgendwann, als sie schließlich merkte, dass ich in keiner „offiziellen“ Mission unterwegs war, zog sie ihren Glimmstängel hinter dem Rücken hervor, qualmte mitten im Wald fröhlich weiter und gab mir lachend zu verstehen, dass sie ja sowieso nicht von hier sei.

Ich fuhr also zurück in den Ort und endlich war da jemand auf der Straße. Es war ein Auslieferungsfahrer, der in einem Nachbarort wohnte. Er hörte sich meine komplizierte Frage von wegen „Naturdenkmal“ und „zwei Bäume in einem“ ruhig an und gab mir dann zu verstehen, dass er davon auch schon einmal gehört habe und das als Kind auch mal gesehen habe, er jedoch nicht mehr wisse, wo genau die Dinger stehen könnten. Aber ganz sicher irgendwo mitten im Wald. Bei dieser Bemerkung kamen mir die ersten Zweifel, ob das ganze denn überhaupt noch als Tourenziel dienen könne. Jedenfalls müsse das einer der Anwohner genauer wissen. Er rannte förmlich davon zum nächsten Haus und begann Sturm zu klingeln. Niemand öffnete und er kam enttäuscht wieder und riet mir, es in dem benachbarten Wirtshaus zu versuchen.

Von dem Wirtshaus dachte ich anfangs, dass es geschlossen sei, weil innen alles dunkel war und auch die Laterne auf der Terrasse nicht eingeschaltet war. Schließlich dämmerte es schon. Ich tat wie mir geheißen und versuchte dort mein Glück.

Ich tapperte mit meinen nicht gerade sauberen Stiefeln (es regnete zwar die ganze Zeit nicht aber die Straßen waren häufig noch feucht) über den gerade zuvor frisch gewischten Fussboden. Als ich es bemerkte war es auch schon zu spät und auf den beigefarbenen Fliesen prangten meine schwarzen Spuren. Der Wirt sah mich entgeistert an – aber immerhin blieb er sehr freundlich und hörte sich mein Anliegen an. Auch er war sich sicher, diese Bäume schon einmal (vor vielen Jahren) gesehen zu haben und konnte bestätigen, dass das mitten im Wald sei und auch nicht so ohne weiteres zu finden wäre.

Aber er versuchte mir eine erste Wegbeschreibung zu geben. Wir traten hinaus auf die Terrasse und er begann mit hektischen und verwirrenden Gesten die ungefähre Richtung zu zeigen. Aber als es dann zum fünften oder sechsten Mal hieß, dass ich an dieser oder jenen Stelle abbiegen müsse, strich ich innerlich die Segel und wollte schon alle Hoffnung begraben. Er meinte noch, dass ich ja auch den Pächter fragen könne. Dies sei „einer von den Bredows“ (eines der ältesten Adelsgeschlechter aus der Gegend).

Gerade bei dieser Bemerkung tönte es plötzlich vom anderen Ende der Strasse laut herüber: „Mensch den Weg findet der doch nie. Fahr’ doch mal mit ihm ’rüber.“ Wie sich herausstellte, hatte der Auslieferungsfahrer doch noch jemanden erreicht und jetzt kam uns fröhlich winkend die Frau des Nachbarn entgegen. Als sie merkte, dass der Wirt keine Anstalten machte, ihrem Vorschlag entgegen zu kommen (er konnte ja auch schlecht das Restaurant alleine lassen) drehte sich die Dame zu ihrem Gatten um und machte dem gelangweilt am Gartenzaun lehnenden Mann klar, dass sie diesen Vorschlag ernst meinte. Sie bot ihm lauthals sogar an, dass er ihren Wagen nehmen könne.

Mir war die Sache inzwischen ziemlich peinlich, dass das halbe Dorf in Aufruhr geraten war. Aber andererseits fand ich die Idee trotzdem nicht schlecht. Also ging ich hin zu dem weißhaarigen Herrn und schon saßen wir in seinem (besser gesagt: ihrem) kleinen Kombi (ich glaube es war ein Opel). Zunächst ging die Fahrt über den besagten Plattenweg. Dann kreuzten wir noch die B188 und irgendwo ging es dann im rechten Winkel ab ins Gelände. Sofort umschloss uns die Dunkelheit des dichten Waldes. Von festem Weg war kein Gedanke mehr und ein Blick genügte: das wird wohl nichts mit einer Tour.

Aber wir waren noch lange, lange nicht am Ziel: es ging einige hundert Meter auf rutschigen Pfaden immer tiefer in das Dickicht. Und weil es in den letzten Tagen oft geregnet hatte, waren die Wege nicht nur feucht. Nein, sie waren ein reiner Sumpf! Das Erdreich war völlig aufgewühlt. Überall hatten sich breite und tiefe Pfützen gebildet und jedes Mal, wenn mein Chauffeur eine solche ansteuerte, sah ich mich schon allein und verlassen im Wald stehen und einen festsitzenden Wagen ausbuddeln.

Aber denkste! Sehr gekonnt umkurvte der ältere Herr die tiefen Pfützen. Elegant nahm er die bemoosten Hänge zu den Bäumen mit und nutzte den Schwung von einem solchen Hang kommend aus, um mit dem Wagenheck durch eine Pfütze zu rutschen und schaffte es jedes Mal, am anderen Ufer anzukommen. Dieses andere Ufer bestand natürlich auch wieder aus weichem Morast aber immerhin griffig genug, um darauf auch bergauf fahren zu können. Nur so zur Erinnerung: es war kein Allrad-Fahrzeug. Wink

Zwischendurch gab es ein echtes Schauspiel. Als wir gerade wieder durch eine Untiefe rutschten, brach etwa 20 Meter vor uns eine ganze Herde riesiger Hirsche aus dem Unterholz und kreuzte unseren Weg. Der Tross nahm gar kein Ende. Es mussten so etwa 20 Tiere gewesen sein. Beeindruckend, diese riesigen Viecher von so nah zu sehen.

Inzwischen war der gute Mann ein paar Mal abgebogen, so dass ich ohnehin schon die Orientierung verloren hatte. Irgendwann jedoch hielt er unvermittelt an und meinte: „Da ist es.“ Ich blickte mich fragend um und sah den Baum vor lauter Wald nicht. „Na da vorne.“, sagte er und zeigte mir das „Naturdenkmal“. Wir stiegen aus (ich in der Hoffnung, dass dieser Stopp den Wagen nicht versinken lassen würde) und betrachteten uns das „Wunder“ genauer. Irgendwie hat mich der Anblick dann doch enttäuscht. Es war eigentlich nichts weiter, als dass die beiden Bäume nur sehr eng beieinander standen. Ok., die Wurzeln reichten gemeinsam in das Erdreich hinein. Aber ansonsten wuchsen beide Bäume recht hoch und dabei sich ein wenig umschlingend. Das war’s.

Der nette Herr schien meine Enttäuschung zu spüren und so traten wir noch die Reise zur alten Förster-Eiche an. Wieder ging es pfützen-surfend über sandige Waldwege. Aber auch das nächste Objekt war leider nichts anderes als nur ein besonders gerade gewachsener, sehr großer Baum, der allerdings mitten im Wald halt nicht sehr auffällt (im Gegensatz zum Beispiel zur „Schwedenlinde“ in Brielow).

Auf der Heimfahrt nahm ich die Gelegenheit wahr, den Mann zu fragen, wo er es gelernt habe, so elegant über diese nass-sumpfigen Straßen zu gleiten. Es stellte sich heraus, dass er jetzt zwar Ruheständler sei aber zuvor jahrzehntelang als Waldarbeiter in genau dieser Gegend, also Luftlinie im Radius von 50 km gearbeitet habe. Da musste es halt immer schnell gehen, wenn man nach Hause wollte. Nun wurde mir einiges klar und es war ganz merkwürdig aber von sofort an lehnte ich mich gemütlich und ganz entspannt in meinem Sitz zurück und war mir auf einmal sicher, auch wieder heile zu Hause anzukommen.

So war es dann auch. Nach knapp einer halben Stunde war der Ausflug vorbei. Inzwischen dunkelte es sehr und der kleine weiße Kombi war jetzt übersäht mit schon angetrockneter Pampe. Ich dachte noch bei mir: ‚der hat jetzt gut lachen – es war ja ihr Auto’.

Wir verabschiedeten uns und ich versprach, irgendwann einmal mit einer Motorradgruppe vorbeizukommen, um in dem örtlichen Gasthof wenigstens mal einen kleinen Umsatzschub auszulösen, wenn es schon mit der Fahrt zur „Wuchernden Eiche“ nichts wird.

Fazit: außer für Hardcore-Enduristen ist das nichts. Wir haben also ein Tourenziel weniger, für das wir aber sicher Ersatz finden werden. Und wenn ich Euch schon eines weiteren Abenteuers beraube, wollte ich Euch wenigstens an meinem Abenteuer gestern Abend teilhaben lassen.

Gruß Ron Winken
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Balu 
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BeitragVerfasst am: 15.04.2008 16:16 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,24 Min 

   

Very Happy Very Happy prima gute Nacht Geschichte hab mich köstlich amüsiert, als nächstes suchste die drei Mammutbäume die irgendwo in den Brandenburger Wäldern stehen sollen. Laughing
ps: habe gerade gegoogelt es wohl 27 stück an verschiedenen Standorten aber meines wissennach soll es drei prachtexemplare in Brandenburg geben. aber die dinger werden auch keinem von Moped reißen.
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Immer müssen, ist genauso blöd, wie nie dürfen.
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Suzianne 
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BeitragVerfasst am: 15.04.2008 18:34 Uhr   Titel:

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Mensch Ron, da haste ja richtig was erlebt im Havelland.
Ist aber auch total nett gewesen von den Leuten dir so zu helfen bei der Suche nach dem Baum.
War ein richtiges Abenteuer im Havelland.
Sehr interessant zu lesen dein Bericht.
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LG Suzianne
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NordmannGS 
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BeitragVerfasst am: 15.04.2008 22:25 Uhr   Titel:

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.... kantapper, kantapper in den Wald hinein....

@Ron: Das liest sich ja sogar wie ein Märchen.
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baronin 
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BeitragVerfasst am: 15.04.2008 23:00 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,02 Min 

   

Hi Ron, eine herrliche Geschichte!!
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Yvonne
"Die mit dem Kälbchen tanzt"
und jetzt gut sichtbar Wink
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Ron ✦✦✦
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BeitragVerfasst am: 15.04.2008 23:01 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,19 Min 

   

@Ronald: Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn wir
mitten im dunklen Wald auf eine böse Hexe gestoßen wären.
Wenn die mich hätte fressen wollen, dann hätte sie
mich noch nicht einmal mehr mästen müssen. Twisted Evil

Gruß Ron Winken
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Mister Wu 
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BeitragVerfasst am: 16.04.2008 07:48 Uhr   Titel:

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Very Happy Schöne Geschichte ! Da hast Du ja noch ein richtiges Abenteuer erlebt. Very Happy
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ciao, Frank
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Anni67 
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BeitragVerfasst am: 28.10.2012 22:23 Uhr   Titel:

 Lesezeit: 0,10 Min 

   

ist zwar schon lange her, aber eine wirklich nette Geschichte!
Hey, aber mit ner GS wäre das doch wohl kein Problem!?!

LG
Anni
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