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Berlin-Brandenburg-Biker.deForum für Motorradfahrer/innen aus Berlin und Brandenburg
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Autor |
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HEIZgrifffahrER ✦
User
Anmeldedatum: 02.06.2010 Beiträge: 67 Wohnort: Zeuthen
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Ole ✦
Topuser
Anmeldedatum: 10.03.2014 Beiträge: 393 Wohnort: Berlin-Hermsdorf
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Verfasst am: 13.03.2016 22:51 Uhr Titel: |
Lesezeit: 7,47 Min |
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Die, nicht nur morgendlichen, noch recht frischen Temperaturen haben Andrea, Berni, Daniela, Gerald, Günter, Hans-Peter, Jörg, Patrick, Ralf, René, Ronny, Ron, Ulrich und mich nicht davon abgehalten, eine Tour leicht südlich vom Berliner Speckgürtel zu fahren.
Nach einem ersten Aufwärmen im Bakersdrive starteten wir um 10 Uhr in süd-östlicher Richtung und verließen Berlin über das Adlergestell.
Über Schmöckwitz, Neu-Zittau und Burig fuhren wir dann parallel der Spree Nebenstrecken bis nach Spreehagen.
Über den Berliner Ring hinweg, bogen wir gleich wieder ab und nutzen die kleinen Nebenstraßen an Alt-Stahnsdorf und Kummersdorf vorbei zur Ziegenfarm Wolzig.
Vor der Farm machten wir die obligatorische Einreihpause, die aufgrund der Temperaturen kurz ausfiel.
Die eine oder andere Tourenregel, durch die Winterpause im Bio-Speicher etwas nach hinten gerutscht oder „eingefroren“, wurde kurz aufgefrischt.
Nach einem Schluck heißen Tee und / oder einer Zigarette für die innere Wärme wurden die vom Zylinderblock gewärmten Handschuhe wieder angezogen und es ging schon wieder weiter – allerdings nicht ohne zu vereinbaren, einen zusätzlichen Zwischen-Aufwärmstopp vor unserem Ziel einzulegen.
Wir schlängelten uns an Wolziger See, Langen See, Frauen- und Hölzernen See vorbei, fuhren an Klein-Köriser See, kleinen und großen Moddersee, Schulzensee, Zemminsee, Silbersee und Schweriner See vorbei nach Teupitz.
Hier kamen dann auch die Rahmenbedingungen des Winters zum Tragen – so freie Sicht hat man im Sommer selten. Anschließend mussten wir wieder einen Bogen schlagen, weil leider ohne längere Sandpassagen zwischen Teupitz und Wünsdorf kein Durchkommen ist.
Im Cafe Waldkater in Töpchin hielten wir dann wie vereinbart kurz zum Aufwärmen an.
Für die Statistiker unter den BBB´lern sei gesagt, dass es mit im Durchschnitt 28°C gar nicht so kalt war – 14 Teilnehmer x 2°C = 28°C. Das Thermometer stieg tatsächlich erst mit der Einfahrt nach Berlin mal über 2°C.
Jetzt hatten wir genug Wärme und Kraft gespeichert, die nächste Etappe auf jetzt besseren Straßen ..
(..meistens) an Sperenberg vorbei, über Dümde und Scharfenbrück ..
nach Luckenwalde zu unserem Ziel, der ehemaligen Hutfabrik Friedrich Steinberg Herrmann & Co, zu bewältigen.
Luckenwalde war in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Guben zweiter wichtiger Standort der deutschen Hutfabrikation. Die beiden Hutfabriken von Friedrich Steinberg (gegründet 1844) und Gustav Herrmann waren bedeutende in der Stadt verwurzelte Familienunternehmen. Der noch unbekannte Erich Mendelsohn hatte Gustav Herrmann 1919 in Berlin kennengelernt. Durch ihn erhielt er mit der Arbeitersiedlung des von Herrmann mitbegründeten Luckenwalder Bauvereins (1919–1920) und dem Gartenpavillon der Familie Herrmann (1920) seine ersten bedeutenden Aufträge.
Nachdem am 21. Januar 1921 die beiden Firmen Steinberg und Herrmann zur Firma Friedrich Steinberg Herrmann & Co., der größten Hutfabrik der Stadt, fusioniert hatten, konnten sie einen gemeinsamen Fabrikneubau im neuen Industriegebiet realisieren, mit dem Erich Mendelsohn beauftragt wurde. Von 1921 bis 1923 wurde – unterbrochen durch ein am 19. Februar 1923 ausgebrochenes Großfeuer, das die hölzernen Dachkonstruktionen vernichtete – die neue Hutfabrik errichtet. Hier wurde bis 1934 produziert. Nachdem die Familie Steinberg vor den Nationalsozialisten Deutschland verließ, wurde das Fabrikgebäude in der Industriestraße 1934 an die Norddeutsche Maschinenbau AG (Nordeuma) verkauft. Diese nutzte die Gebäude seit 1935 für die Produktion von Luftabwehrwaffen.
Nach Kriegsende wurden 1945 die Maschinen demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Die Rote Armee nutzte die Halle bis 1956 als Reparaturwerkstatt. Seit 1957 produzierte der neu gegründete VEB Wälzlagerwerk in der ehemaligen Hutfabrik. Die ursprünglichen Stahlfenster wurden 1958–1960 durch Holzverbundfenster ersetzt und damit die Sohlbankhöhen größtenteils verändert. Das Kessel- und Maschinenhaus wurde 1962–1964 umgebaut und damit völlig entwertet. 1990 kaufte DKF Kugelfischer den Betrieb, zog sich jedoch Ende 1991 zurück und stellte die Produktion ein. Danach standen die Gebäude leer.
Ein 1999 gegründeter Förderkreis ermöglichte den Erhalt und die teilweise Sanierung der Industrieanlage, die auch von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert wurde. 2001 erwarb der Berliner Bauunternehmer Abbas Ayad das Gebäude, um dort eine Sortier- und Verarbeitungsanlage für Alttextilien einzurichten, was sich jedoch als unrentabel erwies. Danach gab es Pläne für eine Geflügelzuchtanlage in den Hallen und den gleichzeitigen Ausbau des Kesselhauses als Schlachthaus. Mit Hilfe von URBAN-Mitteln konnte 2006–2011 die Färberei-Halle rekonstruiert und die charakteristische Dachhaube wiederhergestellt werden.
Eine ständige Nutzung der Gebäude konnte bis zum heutigen Zeitpunkt nicht erreicht werden, zurzeit stehen sie leer.
Zur Architektur
Der in Stahlbetonbauweise errichtete Fabrikkomplex besteht aus Färberei, vier Produktionshallen in Reihe und einer Energiezentrale. In seiner konsequent verfolgten Symmetrie stellt der Komplex eine Einheit zwischen Produktionsablauf und Architektur und damit einen perfekt durchkomponierten Bauorganismus dar, der zeigt, dass auch ein reiner Zweckbau einen Anspruch auf Schönheit hat. Produktionstechnisch war die Fabrik auf dem damals neuesten Stand.
Die Errichtung der Hallen erfolgte unter der Verwendung moderner Stahlbeton-Rahmenbinder (dabei sind Wandstützen und Dachbinder als ein Bauteil gefertigt). Die Stahlbetonstützen hat Mendelsohn am unteren und oberen Auflager elegant verjüngt. Auch andere Details sind in einer expressionistischen Formensprache ausgebildet, die dem Bauwerk Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Dazu gehören etwa das wegen seiner Schmuckwirkung gewählte Sichtmauerwerk mit vor- und zurückspringenden horizontalen Ziegelstreifen, die als Licht-und-Schatten-Reliefs auf dem Kopf stehende Giebel darstellen und dabei die Fenster diagonal schneiden, die aus den Fassaden heraustretenden schräg nach oben ausgreifenden Gebäudeecken in Form konisch zugespitzter Pfeiler und die gekrümmten aus der Wand modellierten Fensterbänke.
Markantestes Bauteil der Fabrik ist das Gebäude der Färberei, die letzte Station der Hutherstellung. Die Halle mit sich nach oben hin verjüngenden Betonbindern erhielt über dem Dachboden mit zwei schräg nach oben laufenden Oberlichtern eine schachtförmige Dachhaube, die ein neuartiges Entlüftungssystem enthielt.
Beim frontalen Blick auf die Färbereihalle ähnelte so deren Aussehen dem Querschnitt eines Fedora-Hutes, was sie zu einem Wahrzeichen Luckenwaldes machte.
Die im Krieg entfernte Dachkonstruktion konnte wiederhergestellt werden. Da sich die originalgetreue Ausführung als aufgesetztes Stahlbetonskelett aus statischen Gründen nicht mehr realisieren ließ, wurde für das Dach eine Holzkonstruktion gewählt. Die expressionistischen Fassaden des Kesselhauses sind dagegen heute gänzlich verschwunden.
Nach einem weiteren Kilometer erreichten wir die Taverne Perikles in Luckenwalde.
Nachdem die Bestellungen für das Essen aufgenommen waren, blieb unerwarteter, aber erfreulicher Weise gar nicht viel Zeit um Schnacken – denn schon bald kam das Essen – und zwar für alle gleichzeitig. Dazu schmeckte es auch noch gut. Ein Adresse, die wir uns merken können, wenn mal wieder ein Restaurant in der Nähe gesucht wird.
Da einige noch einen längeren Weg vor sich hatten, die Betriebstemperaturen bei anderen auch noch nicht wieder ihr Normalmaß erreicht hatten und keine wie sonst bei längeren Touren übliche Kaffeepause mehr vorgesehen war, fuhren zwei Drittel der Truppe auf direktem Weg nach Hause. Zu fünft erreichten wir dann, an Dobbrikow vorbei, über Zauchwitz, Fresdorf, Wildenbruch, Ferch, Caputh und Potsdam die Spinnerbrücke.
Hier wurden dann schnell die ersten Tourbewertungen eingegeben, nachdem noch kurz diskutiert und dann geklärt wurde, wie denn das deutsche Schulbenotungssystem funktioniert: Entgegen vielen anderen Benotungssystemen im Internet ist im Schulsystem die beste Note eine 1 und eine 6 steht für ungenügend.
Abschließend mein persönliches Fazit: es war eine neue Erfahrung, bei diesen Temperaturen so eine relativ lange Tour zu fahren – die ich aber nicht müssen möchte. Heizgriffe, das Zwiebelprinzip bei der Bekleidung (ich hatte am Oberkörper 5 Schichten an) und eine Aufwärmpause mehr haben mich die Fahrt mit Euch richtig genießen lassen.
Ich freue ich mich auf die nächsten Touren, dann auch gerne bei höheren Temperaturen und wünsche allen einem guten Wochenstart,
Ole _________________ 4 Räder sind für den Transport des Körpers,
2 für den Transport der Seele.
Zuletzt bearbeitet von Ole am 08.08.2016, 18:03, insgesamt einmal bearbeitet |
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Ron ✦✦✦✦
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Verfasst am: 13.03.2016 23:12 Uhr Titel: |
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Verfasst am: 15.03.2016 06:41 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,14 Min |
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Danke Ole für diesen ausführlichen Bericht und dann auch noch so schnell. Wünsche dir auch eine schöne Woche und freue mich auf die nächsten Touren mit dir.
Grüße Jörg _________________ Fürchte Dich nicht langsam zu gehen, fürchte Dich nur stehen zu bleiben. |
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