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Berlin-Brandenburg-Biker.deForum für Motorradfahrer/innen aus Berlin und Brandenburg
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Autor |
Nachricht |
Largeman ✦
Topuser
Anmeldedatum: 02.03.2015 Beiträge: 299 Wohnort: Berlin - Wilmersdorf
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Verfasst am: 02.05.2017 16:44 Uhr Titel: |
Lesezeit: 4,70 Min |
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Mit blauen Auge davon gekommen - oder -
Toll, wenn so viele Helfer zur Seite stehen
Die Saison war noch recht jung, aber wir gingen mit großem Pulk auf eine mehrtägige Tour nach Thüringen.
Die Anfahrt war ein wenig „hüftsteif“ angesichts der großen Zuladung, dem frühen Zeitpunkt im Jahr und steifer Finger am Lenker, wegen niedriger Temperaturen.
Wir hatten genug Zeit, uns an die zunehmenden Kurven auf unserer Route zu gewöhnen. Die Fahrt wurde immer geschmeidiger. Es machte mehr und mehr Spaß.
Abends fielen wir müde von der langen Fahrt in die Betten, in Gedanken schon bei der nächsten Tour am kommenden Morgen. Wir ahnten nicht, dass dieser Tag noch einiges für uns in Petto hatte.
Am nächsten Morgen ging es dann wieder los. Es war kühl bis kalt. Die Sonne stand noch tief. In den Tälern und dicht bewaldeten Abschnitten auf der Strecke waren wir vorsichtig und mit viel Gefühl rollten wir um die Kurven.
Der Tag schritt fort. Unser Geschick in den Kurven nahm zu und somit auch die Traute. Im Kopf wollte die morgendliche Müdigkeit um keinen Preis weichen. Ich fuhr konzentriert in der Kolonne, ohne große, aber immerhin mit größere Mühe. Die Sicht war gut, der Asphalt trocken und griffig. Es ging flott voran. Zum Teil konnten wir auf große Distanz den Verlauf der Strecke sehen und die Vorfreude auf die kommenden Schwenks wuchs.
Unter anderen ging es mit Schwung auf eine Linkskurve zu. Die Landschaft ist offen und der Blick geht weit. Absolut kein Problem - sollte man meinen…
Ich suche mir meinen Streifen, fahre die Kurve an, denke, die passende Geschwindigkeit gefunden zu haben und leite die Kurve ein.
Da merke ich, dass etwas nicht stimmt. Die Kurve scheint immer enger zu werden. Vor mir sehe ich den Rand der Kurve und erkenne, dass es nicht reicht…
Mit meiner Sozia werde ich an den Rand der Kurve gedrängt. Kaum einen halben Meter hinter dem Asphaltband begrenzt durch einen weißen Streifen, fällt das Gelände einen knappen Meter zu einem Acker hinab. Der weiche Boden da unten macht mir angst. Bekanntlich ist Angst ein schlechter Berater.
Mit aller Gewalt versuche ich, den Absturz in den Acker zu vermeiden. Reiße am Lenker, das Moped schüttelt sich, ich komme wieder auf die Straße, alles um meine Sozia und mich dreht sich. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Dann der Aufprall.
Unsanft stoppt der Asphalt unsere Bewegung. Wir rutschen darüber hinweg. Ich spüre am rechten Handgelenk einen Stoß und denke: Sch.., meine Uhr. Die war gut verpackt unter der Handschuhstulpe und meiner Jacke. - Woran Mensch in so einem Moment denkt…
Wir liegen auf der Straße, die Maschine liegt zu unseren Füßen. Über uns der blaue Himmel.
Da werden wir beide von jeweils zwei MitfahrerInnen gepackt, auf die Beine gestellt und gut festgehalten.
Stimmen dringen auf uns ein: “Geht`s Euch gut?! Seid Ihr verletzt?! Habt Ihr Euch was getan?!“ So geht es eine Weile, ohne dass wir richtig antworten können.
Alle sind um uns und das Moped bemüht.
Einige kümmern sich um uns, einige richten den Hobel auf. Wir können endlich einen klaren Gedanken fassen und bestätigen unsere weitestgehende Unversehrtheit. Hier und da meldet sich eine Stelle am Körper, die wohl einen Stoß abbekommen hat, aber nichts wirklich dramatisches.
Mein Jackenärmel ist am Ellenbogen aufgeschrabt, wo der Protektor seinen Job hervorragend getan hat. Darunter ist nichts beschädigt. Alle Knochen heil!
Trotz des recht engen Zeitplans unserer Tour bekommen wir alle Zeit der Welt, um uns zu sammeln. Unsere Mitfahrer lassen uns nicht aus den Augen. Der Verkehr wird von einigen beruhigt und nach Handzeichen einmal links und einmal rechts an unserer Unfallstelle vorbei geleitet.
Wir fühlten uns absolut sicher, gut aufgehoben und zu jeder Zeit absolut herzlich behütet.
Dann fühlen wir uns wieder fit genug, die Fahrt fort zu setzen. Ab jetzt ist der Platz hinter dem Tourguide für uns reserviert. Wir bestimmen das Tempo. Klar, dass es jetzt ein wenig ruhiger zugeht. Aber! Es geht weiter gut voran - der Schock hält sich in Grenzen.
Wir hatten unsägliches Glück, dass uns nicht mehr passiert ist. Der Sturzbügel und der Alu-Koffer auf der rechten Seite hat größeren Schaden von uns und vom Maschinchen abgehalten. Nur die Lampe im Nebelscheinwerfer ist perdu. Das ist alles. Das ist nun wirklich zu verschmerzen.
Fazit - die erste…
Durch unsere Mitfahrer wurden wir bei allem Übel so unglaublich warmherzig beschützt, bewahrt, ja fast betuttelt. Und es tut gut, dass es so ist. Meine Sozia und ich schätzen uns unglaublich glücklich zwischen so fürsorglichen und umsichtigen Bikern unterwegs zu sein. Bei allen unterschiedlichen sozialen und menschlichen Hintergründen der Aktiven in diesem Forum sind wir in solchen Situationen - und nicht nur hierbei - wie aus einem Guss. Das ist mit nichts, außer tief empfundener Dankbarkeit aufzuwiegen.
Danke!
Fazit - die zweite
Jetzt ist es wohl auch an der Zeit, sich einmal Gedanken über die technische Betrachtung unseres Sturzes zu machen.
Was geschah vor dem Sturz?
Ich fuhr die Kurve mit recht hohem, aber aus meiner Sicht nicht zu hohem Tempo an.
Ich bremse an, schalte herunter, schaue in die Kurve, sehe aber auch den weißen Randstreifen näher kommen.
Dann wird die Kurve wohl doch enger, als gedacht.
Ich bremse noch einmal an.
Der weiße Streifen kommt noch näher.
Statt jetzt das Moped entschlossen zu drücken, drücke ich den Bremshebel weiter durch. Das Moped richtet sich auf, verläßt den angedachten Streifen, strebt auf den Rand zu.
Mit Gewalt kann ich verhindern, die ganze Fuhre in den tiefer liegenden Acker zu bohren.
Das Moped schnellt auf die Straße zurück und ist nicht mehr zu kontrollieren.
Es kommt zum Sturz.
Wahrscheinlich habe ich den Kurveneingang völlig überbremst und damit alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden kann.
Fazit - die dritte
Auch nach Jahren des sicheren Fahrens kann so etwas passieren und zeigt bitter auf, wo die Grenzen sind. Vielleicht kann ein weiteres Kurventraining die weitere(n) Fahrt(en) wieder etwas sicherer machen…
P.S.
Außer ein paar leichten Blessuren ist meiner Sozia und mir nichts passiert. Jetzt, wo ich das schreibe, ist gesundheitlich alles im Lot. - Das Selbstverständnis vor Kurven hat leicht gelitten. Aber auch das heilt wieder. _________________ DLzG Uwe
#12JahreBBB#
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Besser spät, als nie! |
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Stevie ✦
Gast
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Verfasst am: 02.05.2017 18:57 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,06 Min |
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Danke für diese offenen Worte.
Hilfe sollte ein Selbstverständlichkeit sein.
Alles wird gut. |
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Gatower ✦
Topuser
Anmeldedatum: 10.04.2015 Beiträge: 1110 Wohnort: Spandau
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Ole ✦
Topuser
Anmeldedatum: 10.03.2014 Beiträge: 393 Wohnort: Berlin-Hermsdorf
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Verfasst am: 02.05.2017 19:56 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,51 Min |
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Uwe,
danke für den offenen Bericht.
Nach der Nachricht, die uns nach etwas Warten vorne erreichte "Uwe ist gestürzt, ähnlich wie es Uta und Dir passiert ist!", befürchtete ich das Schlimmste. Die Erleichterung war riesig, nach kurzen Suchen keine Maschine und Personen im Straßengraben bzw. auf dem Acker zu sehen, sondern Euch verhältnismäßig wohlbehalten stehend zu sehen.
Da waren die Feen rechtzeitig zur Stelle.
Ich freue mich, dass Ihr wieder aufgestiegen seid und mir, der schließlich das Tempo vorgegeben habt, direkt gefolgt seid. Das war sicherlich das absolut Richtige, um sofort wieder "reinzukommen" und mögliche Ängste und Befürchtungen nicht überhand nehmen zu lassen, aber nicht selbstverständlich.
Euch alles Gute und weiterhin gute Fahrt.
Ole _________________ 4 Räder sind für den Transport des Körpers,
2 für den Transport der Seele. |
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Largeman ✦
Topuser
Anmeldedatum: 02.03.2015 Beiträge: 299 Wohnort: Berlin - Wilmersdorf
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Verfasst am: 19.12.2017 09:27 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,66 Min |
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Der Vollständigkeit halber: Ein Resümee
Im Tehnikbereich des Forums habe ich bereits beschrieben, dass ich mein Moped Mitte der Saison mit neuen Federbeinen ausrüsten ließ.
Nachdem ich so ausgestattet in den Alpen war und dort mit uneingeschränkten Genuss über die Pässe geritten bin, sieht mein Fazit anders aus, als erst gedacht und geäußert.
Durch den schleichenden Verschleiß und damit verbundener Kompensation und -zugegeben- Ignoranz habe ich den richtigen Moment verpasst, das Federbein reparieren zu lassen.
Nach der Reparatur waren alle Einschränkungen weg gezaubert. Das alte Kurvengefühl war wieder da. Keine Ängste, keine Kompensation, der gewählte Streifen bleibt erhalten.
Die Ursache für den Sturz war nicht primär mein Fahrfehler, sondern das ausgelutschte Federbein. Wahrscheinlich verlor das Hinterrad beim Anbremsen den Kontakt und veranlasste mich zum Überbremsen. Der Rest ist Geschichte.
Moral: Rechtzeitig das Fahrwerk überholen erspart jede Menge Ärger und Image-Verlust _________________ DLzG Uwe
#12JahreBBB#
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Besser spät, als nie! |
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Tiger1050 ✦
Gast
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Verfasst am: 19.12.2017 14:51 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,18 Min |
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Ganz toll geschrieben Uwe.Gut das nicht so viel passiert ist und das alle gleich richtig reagiert haben.Das Federbein kann natürlich sehr zum Sturz beigetragen haben.Die Schutzengel haben richtig gute Arbeit geleistet.Weiterhin gute Fahrt,man sieht sich.
Gruß Jürgen |
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