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Berlin-Brandenburg-Biker.deForum für Motorradfahrer/innen aus Berlin und Brandenburg
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Ron ✦✦✦✦
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Ron ✦✦✦✦
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Verfasst am: 08.11.2019 08:48 Uhr Titel: |
Lesezeit: 4,29 Min |
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Ich möchte gleich den Anfang machen mit meiner Story vom 9. November 1989:
Ich war damals 24 Jahre alt und zur Hauptsache Student der Informatik. Na ja. Hauptsache ist relativ, denn in dieser Zeit war ich in dem Bereich schon freiberuflich unterwegs und hatte gut zu tun mit verschiedenen Softwareprojekten und vor allem mit Lehraufträgen. Aber am Abend des 9. November habe ich ziemlich heftig gebüffelt. Am Montag darauf stand eine mündliche Prüfung im Fach "Stochastische Prozesse" an und es fehlte noch einiges an Rüstzeug dafür. Schon den ganzen Tag schlug ich mich mit dem Thema herum und habe so am frühen Abend die Nachrichten nicht mitbekommen.
Am späten Abend lag ich dann mit einem Lehrbuch schon im Bett, als in den Tagesthemen (die kamen damals um 22:30 Uhr etwas später als heute) die Bilder von den innerstädtischen Grenzen über den Bildschirm liefen. Mir war die historische Bedeutung dieses Treibens sofort klar und damit auch der Wille, sich in das Getümmel zu stürzen und dabei zu sein. Also zog ich mich an und fuhr vorsichtshalber mit dem Auto nach Norden. Ich wohnte damals in einer Einzimmerwohnung in Tempelhof und normalerweise hätte ich die U-Bahn genommen. Aber mir war klar, dass es jetzt sehr spät werden würde und ich wollte nicht mit einem Nachtbus nach Hause fahren.
So fuhr ich bis kurz vor die Kochstraße. Irgendwo zwischen Hallesches Tor und Kochstraße hatte ich einen Parkplatz gefunden. Den Rest des Weges legte ich dann zu Fuß zurück. Der erste Blick war dann auf den Checkpoint Charlie. Aber da war wegen der Menschenmenge schon kein Hinkommen mehr. So setzte ich meinen Marsch fort und bin entlang der Mauer (das klappte damals mangels Querverkehr sehr gut) bis zum Brandenburger Tor gelaufen. Dort angekommen war schon der Teufel los. Auf der Mauer, die dort eine Panzersperre war und mehrere Meter tief war, standen hunderte Menschen. Um sie zu erklimmen, musste man sich hochziehen lassen. Merkwürdigerweise aber stand am südlichen Rand des Bollwerks auch eine kleine Trittleiter parat. So war es für mich sehr leicht, die etwa 2,50 Meter zu überwinden. Oben angekommen dauerte es nicht lange und irgendjemand drückte mir einen Plastikbecher mit Sekt in die Hand. Wir stießen an und ich musste alles in einem Schluck hinunterstürzen. Dabei war das eine ziemlich süße und warme Plörre, die ich unter anderen Umständen wohl kaum hinunter bekommen hätte. Aber an diesem Tag war das egal. Die Stimmung dort oben war sagenhaft. Obwohl praktisch nur Westler dort versammelt waren. Die Ossis, die über die Grenzübergänge gekommen waren, hatten sich vorzugsweise zum Ku'damm aufgemacht.
Ich kann die Uhrzeit nicht mehr genau sagen. Aber zu fortgeschrittener Stunde – und das wird heute natürlich kaum noch berichtet – wurde es dann noch einmal ernst: denn irgendwann erklomm vom Osten her eine ganze Mannschaft Grenzsoldaten die Mauer, bildeten eine Kette und gaben uns zu verstehen, dass wir jetzt den Ort räumen sollten. So richtig einverstanden war die feiernde Meute natürlich nicht. Aber die Grepos verhielten sich sehr freundlich – und die Kette trieb uns dann doch in Richtung Abstieg auf der Westseite. Ich wollte zurück zu meiner Leiter. Aber ach Du Schreck: sie war verschwunden. Wie jetzt also die 2,50 Meter hinunter? Springen? Nee! Also machte ich es wie alle anderen auch und ließ mich an der Mauer herunter, so dass nur noch ein knapper Meter abzufedern war.
Danach musste ich nun den ganzen Weg zu meinem Auto zurück. Das war ein ziemlicher Marsch. Als ich schließlich zu Hause war, war es etwa 4 Uhr. Glücklicherweise hatte ich am Freitag keine Vorlesungen. Das ist halt das Privileg eines Studenten: der Freitag war halt ein Frei-Tag.
Aber am Freitag ging das Abenteuer weiter. Ich ging damals mit einem Kumpel (Klassenkamerad aus der Oberschule) gemeinsam zur Tanzschule. Die war am Ku'damm kurz vor dem Adenauerplatz. Das war ein unglaubliches Spektakel: schon die Anfahrt mit der U-Bahn war atemberaubend. Alle Bahnsteige waren knüppeldick mit Menschen besetzt. Der Kurfürstendamm war in beide Richtungen komplett für den Straßenverkehr gesperrt, weil wahrhaft Hunderttausende über die Straßen quollen. Es war praktisch in allen Restaurants und Bars üblich, den Besuchern aus dem Osten ein Freibier auszugeben. Auch die Bar unserer Tanzschule machte dabei mit. Und so saßen da ein paar Leute am Tresen, während wir uns noch im Cha-Cha-Cha- und Walzer-Schritt bewegten. Es musste sich auch niemand für das Freibier als Ossi ausweisen. Damals konnte man sie noch deutlich an den Klamotten erkennen. Also liebe Ossis von heute: das soll jetzt keine Beleidigung sein. Aber die Plastikhosen von Damals, die beim Bügeln eher schmolzen, als dass sie eine Form bekommen hatten, die konnte man eben wirklich auf einen Blick erkennen.
Tja. So war das für mich. Und ich muss sagen, dass mich dieser Tag bis heute nicht loslässt. Ich hatte vor einiger Zeit mal einen Kunden in der Zimmerstraße. Genau dort verlief die Mauer. Jeden Tag, wenn ich über die Straße lief, habe ich den Schritt über den mit Kopfsteinpflaster markierten Mauerverlauf sehr bewusst gemacht. Es wurde nie zur Routine. Und ich habe auch immer mit einem besonderen Blick auf das gegenüber liegende Springer-Hochhaus geschaut. Als West-Berliner kannte man dieses Gebäude ja nur von der Rückseite, die man zum Beispiel von der Hochbahn aus sehen konnte. Hier lag es nun direkt vor der Tür.
Solche Erinnerungen sind aber andererseits auch ein wenig problematisch. So lange diese existieren, also praktisch unsere Generation, die noch beides – Teilung und Wiedervereinigung – erlebt hat, und das schöne und besondere am vereinten Berlin erkennt, ist das einige Berlin eben auch kein Normalfall. Erst wenn unsere Generation und auch die von uns stark beeinflusste Kinder-Generation diesen Planeten verlassen hat, dürfte endlich Normalität einziehen. Aber bis dahin dürfen wir uns eben auch an der Einheit und der damit erlangten Freiheit erfreuen. Und damit meine ich nicht nur den Osten. Denn ganz nebenbei haben wir West-Berliner auch eine neue Freiheit gefunden. Nämlich die, mit unserem Stammland – der Mark Brandenburg – wieder in Berührung zu kommen. Für mich ist es bis heute ein Erlebnis, Ortschaften zu durchfahren, die man früher nur von Straßennamen kannte.
Der 9. November 1989 war also rundum für alle ein Gewinn!
Gruß Ron _________________ Wer nicht gelebt hat, der kann auch nicht sterben.
www.RonGS.de |
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Largeman ✦
Topuser
Anmeldedatum: 02.03.2015 Beiträge: 299 Wohnort: Berlin - Wilmersdorf
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Verfasst am: 08.11.2019 13:47 Uhr Titel: |
Lesezeit: 6,78 Min |
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Hallo Ron,
Wieder einmal eine Deiner klassischen Ideen, um (Tages-)historischen Ereignissen eine Plattform zu geben. Gerade dieser Jahrestag ist bestens geeignet, die Eindrücke vergangener Zeiten einmal zu Papier (oder besser - Server) zu bringen. So werde ich die Gelegenheit wahrnehmen und über das Geschehene aus meiner Sicht zu berichten. Dabei verzichte ich auf eine weitere Reflexion auf die Historie oder das „Ergebnis“ nach dreißig Jahren. Das sprengt den Rahmen.
Nun aber zu „meiner“ Geschichte…
Schabowski verquatscht sich
Die vergangenen Wochen waren bereits geprägt von den Ereignissen, die sich um die DDR drehten. Aufmerksam habe ich die Geschehnisse verfolgt und das erste Mal eine Freudenträne verdrückt, als Genschman die historische Ansprache in der prager Botschaft hielt.
Später dann die Großdemo auf dem Alexanderplatz. Trotz meiner 32 Lenze zu dieser Zeit, konnte ich nicht alle Anspielungen und deutlichen Ansprachen der RednerInnen verstehen, verfolgte aber interessiert, was sich da auf der anderen Seite der Mauer abspielte. Mich beeindruckte die gewaltige Menschenmenge und der Wille der Menschen, endlich eine friedliche Wende herbei zu führen.
Die gezeigten Transparente geben - teils mit Witz, teils mit Biss - Auskunft über den Willen der am Alex stehenden Menschen.
Ich bekam Wind von der Presskonferenz am Abend des 08. November im Pallast der Republik und schaltete pünktlich den Fernseher an, um diese PK zu verfolgen. Ich wollte nichts Spannendes, was sich mit der Demontage des Politbüros befasst, verpassen.
Dann, am Schluss, ergehen die entscheidenen Worte von Herrn Schabowski in den Raum und damit in die Welt. Jeder kennt sie, glaube ich.
An dieser Stelle muss ich etwas einschieben, das sonst das Folgende zu unverständlich erscheint.
Eine geplante Herbst-Reise
Wie jeden Herbst und besonders im November stand auch diese Jahr wieder unsere Herbstausfahrt mit einer Clique Freunde an. Von langer Hand geplant, wollten wir uns spätestens am Freitagabend in Goslar zu einem Harz-Wochenende treffen. Wir treffen uns alle in der gebuchten Pension und jeder fährt individuell mit dem PKW - meist nach Feierabend - an. Meine damalige Frau und ich wollten früh losfahren (um an der „Grenze“ schnell durchzukommen) und in Goslar zu einem leckeren Frühstück zu sein. Also den Wecker gestellt und ein frühes Schlafengehen, ist der Plan am Donnerstag.
Udo Lindenberg ist immer dabei
Die PK mit Schabowski hat geendet und ich nehme mit Erleichterung und Freude für die Menschen in der DDR die Entscheidung zur Kenntnis. Meine bessere Hälfte informiere ich mit den Worten:“Jetzt dürfen die im Osten endlich reisen! Wie schön!“ - Das war’s…
Jedenfalls für diesen Abend. Wir gehen zu Bett. Am Morgen um 5.30 Uhr geht der Radiowecker an. Anders als gewohnt vernehme ich nicht das morgendliche Programm des SFB2, sondern eine aufgeregte Reporter-Stimme, die über die Geschehnisse auf dem Kurfürstendamm berichtet. Schnell wird mir klar, das Ost-Berliner durch die offene Mauer nun hier in West-Berlin sind.
Als allererstes geht mir ein Lied von Udo Lindenberg durch Kopf: „Am (Datum) sind die Russen auf dem Kurfürstendamm“ Keine Ahnung warum, aber es war augenblicklich in meinem Kopf. Ich glaube, seit dem habe ich diese Lied nicht mehr gehört.
Froh über das im Radio gehörte, rüsten wir uns für die Reise . Voller Ignoranz…
Wir machen uns auf den Weg nach Goslar.
Leere Checkpoints
Kontrollpunkt Dreilinden: Alles ist leer und wir kommen geschmeidig durch die Kontrollen. Die (Ost-)Grenzer sind seltsam aufgeräumt und in kurzen Sätzen plaudern wir sogar über die neuesten Ereignisse. Dann rollen wir weiter. Unsere Seite ist leer gefegt. Dagegen auf der Spur Richtung Berlin reihen sich bereits Trabis und Wartburgs aneinander. „Guck mal! Die wollen alle nach West-Berlin! Klasse, oder?“ Immer noch ignorant und beseelt von unserem Treffen in Goslar.
Am Kontrollpunkt Marienborn scheint uns eine tief stehende Herbstsonne in den Rückspiegel. Vor uns der fast leere Kontrollpunkt. So schnell sind wir noch nie durch gekommen. Im Niemandsland steht ein Fotograf auf einer Leiter, das Objektiv gen Westen gerichtet und wartet - worauf, weiß ich nicht.
Ein Wochenende vor dem Fernseher
Wir rollen ungestört nach Goslar und kommen in der Pension an. Dort ist die Durchlässigkeit der Mauer auch schon angekommen. Überall wird über das Geschehene in der Nacht diskutiert.
Nach unserem Frühstück verlassen meine Frau und ich das Zimmer nicht mehr, sondern kleben vor dem Fernseher. Damals noch eine Röhre, kaum größer als das Bull-Eye eines Fischkutters.
Wir sind immer wieder berührt von den Bildern und Aussagen, die wir live erleben.
Am Nachmittag dann ergeht eine Meldung, die so unglaublich ist, das sie mich erbost: Am Potsdamer Platz wird die Mauer eingerissen!
Ich kann es nicht glauben und schimpfe über den „Bild-Sensations-Journalismus“, der mit den Gefühlen der Menschen sein übles Spiel spielt. Es dauert lange, bis ich das Gemeldete als echt akzeptiere.
Inzwischen trudeln die ersten unserer Freunde ein und berichten über Staus in Marienborn - hunderte, ja tausende von Ost-Autos blockieren die Straßen. Es ist kaum ein Durchkommen. Endlich sickert auch bei mir und meiner Frau durch, was da eigentlich am laufen ist.
Unsere Rückreise ist ab da das beherrschende Thema.
Die letzten unserer Truppe kommen weit nach Mitternacht bei uns an. Völlig genervt, übermüdet geht es sofort darum wann und ob wir überhaupt wieder nach Berlin zurück kommen.
Wie nach Hause kommen?
Es werden die verschiedensten Strategien, Überlegungen, Grenzübergänge in Erwägung gezogen. Gibt es Alternativen zu Marienborn? Herleshausen in Hessen? Schlutup bei Lübeck? Ja sogar Fliegen wird in die Diskussion geworfen. Alles wird heiß diskutiert.
Schließlich entscheiden wir uns dazu, so früh als möglich los zu fahren. Unsere Wirtin bereitet uns Lunchpakete, heiße Getränke für die Fahrt. Die Decken, die die meisten im Kofferraum haben, werden nach Vorne geholt, denn wir wissen nicht, was uns erwartet. So gerüstet verlassen wir Goslar ehe wir überhaupt richtig angekommen sind.
Wir kennen bei Helmstedt am Grenzübergang eine Straße, die uns fast genau am Kontrollpunkt herauskommt. Wir haben die Hoffnung, den anderen ein Schnippchen zu schlagen.
Belagerung
Die Fahrt durch Helmstedt ist unheimlich: Alle - wirklich alle Straßen - stehen voll mit Autos, die Kennzeichen in fremdartigem Format tragen: DDR - alles DDR…
Die Autos haben ausnahmslos „Milchglas-Scheiben“. In jedem der Fahrzeuge scheinen Leute zu kampieren. Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Manche ruckeln bereits und es ist zu vermuten, dass dort die ersten aufwachen.
Selbst in den Kreisverkehren stehen die Straßenränder voll.
Helmstedt gleicht einem Heerlager. Ein anderer Begriff fällt mir dazu nicht ein.
Endlich sind wir an unserem „Schleichweg“. Eine Barke versperrt uns den Weg. Keine Durchfahrt! Es ist aber nichts zu erkennen, was uns daran hindern sollte, die Straße zu benutzen. Also schieben wir die Absperrung beiseite und rollen zum Kontrollpunkt.
Wir wappnen uns moralisch für das, was jetzt zu kommen droht. Wir erwarten einen fetten Stau, genervte Mitmenschen, Abgaswolken und lange, lange Wartezeiten. Eventuell sogar Streit mit den anderen Autofahrern, weil wir uns reindrängen. Also tief Luft geholt und rein in die Kurve.
Das Unerwartete
Dann die Überraschung! Es ist alles leer! Nicht ein Auto! Keine Abgase - nichts!
Nichts wie weiter zur Kontrolle! Die westdeutschen winken uns durch. Weiter zur Grenze der DDR. Durch das Niemandsland, weiter zum Stauraum. Auch hier nichts! Wir fahren praktisch direkt an den Checkpoint vor.
Die Grenzer sind noch aufgeräumter, als gestern, scherzen mit uns und wüschen uns eine gute Weiterfahrt! Soviel Lockerheit habe ich bisher nicht von denen erlebt.
Jetzt ist die Frage, wie es Dreilinden aussieht. Mit Grummeln im Bauch fahren wir dem Grenzübergang. entgegen und sind ebenso überrascht, wie vorher in Marienborn, als wir die leeren Spuren des Stauraums sehen.
Im TV war es noch völlig anders. Es staute sich da endlos und Menschen säumten die Straße, trommelten auf Autodächer, gossen Sekt über Trabis und gratulierten all denen, die zu Fuß über die Grenze kamen.
Und jetzt und hier - Ruhe.
Im Handstreich sind wir durch die Kontrollen und rollen eilig nach Hause. Froh, die Strecke in Rekordzeit absolviert zu haben. Wir waren tatsächlich noch nie so schnell von Goslar nach Berlin gekommen.
Zu Hause verkriechen wir uns erst einmal in den Betten und nehmen eine Mütze voll Schlaf. Wir haben seit gestern nicht mehr geschlafen.
Die krasse Wahrheit
Dann, am Mittag stürzen auch wir uns endlich in den Trubel an der Innerberliner Grenze. Vom Reichstag über Brandenburger Tor hin zum Potsdamer Platz. Ich kann nicht mehr sagen, mit wie vielen Menschen ich ins Gespräch kam. Meine Frau und ich waren durchströmt von einem unglaublichen Glücksgefühl, das von einer nicht gekannten Qualität war.
Später erst wurde mir klar, was für einen Bock wir eigentlich geschossen hatten: Statt den Freunden abzusagen und in der Stadt zu bleiben, eierten wir nach Goslar - in die Provinz - und erlebten Historisches, das im Grunde vor unserer Tür statt fand, in der Glotze.
Wie blöd ist das denn?!
Statt nach der PK Schabowki’s an die Mauer zu fahren… _________________ DLzG Uwe
#12JahreBBB#
_____________________________
Besser spät, als nie! |
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biker ✦
Topuser
Anmeldedatum: 04.06.2013 Beiträge: 293 Wohnort: Berlin
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Verfasst am: 09.11.2019 08:46 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,83 Min |
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Tja, es war damals eine merkwürdig tolle aufbruchstimmung...
ich war damals vor dem 09.11.89 noch am brandenburger tor und wurde mit meiner 10. klasse oberschule
von RIAS-TV interviewt dieses internview wurde sogar gesendet, das habe ich heute noch
dann DIE worte von schabowski im abendlichen TV, ich wollte meinen ohren nicht trauen, was ich da hörte.
und mir war damals schon klar, der er mit diesen simplen worten: "meines erachtens unverzüglich, sofort", das ende einer 28-jahre-ära eingeläutet hatte.
ich also einen zettel an den spiegel geklemmt als nachricht für meine eltern: "die mauer ist auf, ich bin am checkpoint charlie"
und die meist gehörten worte an diesem abend waren: "wahnsinn"
wildfremde leute lagen sich in den armen und weinten und begrüßten sich... tolle stimmung.
es wurde auf die motorhauben der trabbis geklopft die an uns auf der westseite vorbeifuhren...
das ich diese geschichtschreibung in die heutigen schulbücher LIVE miterleben durfte... wahnsinn...
wir sollten froh sein, das es jetzt so ist wie es ist, auch wenn nicht für jeden alles super toll, aber das was wir hier heute haben,
hat soweit ich weiß kein land vor uns so friedlich geschafft wie wir hier _________________ Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert. Albert Einstein
DLzG Thomas *winke
VIDEO_1_Comedy: https://www.youtube.com/watch?v=O5pxILowop0&feature=youtu.be |
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dietm@r ✦
User
Anmeldedatum: 02.09.2018 Beiträge: 97 Wohnort: 15366 Hoppegarten
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benne47 ✦
Gast
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Verfasst am: 11.11.2019 14:02 Uhr Titel: |
Lesezeit: 0,95 Min |
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Hallo liebe BBB-ler-Ihr werds nicht glauben, wir waren zu Bett?!! Habens glatt
verschlafen! Nach den Birty-Vorbereitungen (meinen) wollten wir ausgeruht
sein. Die Schwiegereltern riefen aus Thüringen an-fassungslos-wie man DAS
verschlafen kann. Sind in den "Moskwitsch" (meinen Russischen Kombi) als
mein Monteurwagen und los zur Bornholmer Brücke! Da strömten vielleicht
die Massen gen Westberlin- einige baten uns sie mitzunehmen,per Auto gings
rascher. Auf der Westseite der Brücke standen beidseitig die "Wessis" und
Klopften auf Motorhaube und Wagendach!! Solch eine Freude-Wahnsinn,war-
en DIE Worte des Tages! Jedenfalls zog es uns wie magisch zum Kudamm-
einfach nur den Trabbis hinterher. Die Karre irgend wo stehen gelassen und
zum "Kransler" dort feierten in ausgelassender Stimmung die Menschen! 1 Mark Ost oder West verkündete der Wirt lautstark ,der Kaffee und warf die
"Aluschips" mit Schwung in ein riesiges auf der Theke stehendes Glas wel-
ches schon dreiviertelvoll mit Ostgeld gefüllt war. Wildfremde Leute boten uns Sekt an-Wahnsinn! Später fuhren wir zu Bekannten nach Spandau Magistrats
weg, aber leider waren sie im Urlaub. Zu den Plastehosen, Ron-meinste lt.
meiner Frau sicher diese Silastiksachen-waren z.d.Zeit grad große Mode!!
Tja, das war im großen und ganzen mein 10.11,89 u. Geburtstag ,wohl mein allergrößter nach Erlebten und Durchlittenen ,Mißlungenem Flucht-
versuch Sonnenallee 1962!! Grüße und liebe Euch doch Alle! Der Benne !!bis denne!!
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sonstwer ✦
User
Anmeldedatum: 06.02.2019 Beiträge: 21 Wohnort: Berlin
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Verfasst am: 21.11.2019 16:51 Uhr Titel: |
Lesezeit: 1,98 Min |
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Hallo Leute!
Dann will ich auch mal meine Erinnerungen zum Besten geben.
An dem denkwürdigen Tag war ich 20 Jahre alt und verabredet mit meinen Freunden und Klassenkameraden, um ins Kino zu gehen.
Als wir uns des Nachmittags im Bereich Ku Damm getroffen haben, war noch nichts von diesem Ereignis zu bemerken. Wir haben uns damals auch nicht allzuviele Gedanken darum gemacht.
Welchen Film wir gesehen haben, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, wohl aber daran, daß meine BVG Nachtverbindung nach Hause uns in die Nähe des Brandenburger Tos führte und wir uns über die unmengen an Menschen dort gewundert haben. Immer noch ohne Ahnung von dem, was vorgefallen war.
Als ich dann an der Osloer Straße umsteigen musste, wurde es komplett merkwürdig.
Trabbies, Trabbies, Trabbies auf den Straßen und gelegentlich ein Wartburg dazwischen. Hupkonzerte, daß die Ohren klingelten!
Was war bloß los?
Da ich eine knappe halbe Stunde Zeit zum Umsteigen hatte, beschloß ich, im U-Bahnhof noch einen Besuch bei McD einzulegen und einen oder zwei Burger zu essen.
Keine Chance!
Der Bahnhof war dermaßen gerammelt voll, daß kein Durchkommen war. Lauter fröhliche und begeisterte Menschen in Feierlaune, ausgelassen und irgendwie (für unser Empfinden, soll keine Herabwürdigung sein! ) merkwürdig altmodisch gekleidet.
Natürlich blieb es nicht aus, daß wir mit dem/der einen oder anderen ins Gespräch kamen.
McD hat in der Nacht das ganze Angebot kostenlos herausgeschmissen (gegen Vorlage des DDR Ausweises, darum das Gedränge. )
Schließlich hatten wir dann den Durchblick, was alles passiert war, während wir im Kino gesessen hatten.
Mein Klassenkamerad hat sich dann irgendwann doch nach Hause verabschiedet. Ich habe mich von einer Familie breitschlagen lassen, eine kleine Sightseeing Tour durchs nächtliche Berlin anzuleiten - in einem gerammelt vollen Barkas!
Irgendwann am späten Morgen oder frühen Vormittag (es war schon wieder hell draußen) wurde ich dann von Volker, so hieß der Fahrer noch nach Haus, nach Tegel gefahren.
Alles in allem eine tolle Erfahrung. Und die deutsche Einheit?
Ich begrüße sie bis heute, wenn auch einiges hätte (politisch) besser hätte laufen können.
Am nächsten Tag bin ich dann doch noch mal zum Brandenburger Tor gefahren. Noch immer absolutes Gedränge! Trotzdem habe ich es geschafft, an die Mauer heran zu kommen und mit Unterstützung sogar, heraufzuklettern.
Erst Jahre später habe ich mich selbst dann auf einer der vielen an Touristen verkauften Postkarten wiederentdeckt, auf der Mauer sitzend und winkend.
Und das ausgerechnet in einer kleinen, billigen Pension in London, Earls Court, wo diese Postkarte, mit anderen Karten und Fotos zusammen in einem Bilderrahmen im Flur hing. Der eigentümer der Pension, ein Russe, hatte diese Karte Jahre nach der Maueröffnung während seines Urlaubs in Berlin am Checkpoint Charlie gekauft.
Vielleicht sollte ich im Nachhinein noch eine Beteiligung am Erlös verlangen?!?
Tja, so ists für mich gelaufen.
LG,
Frank |
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