Ron ✦✦✦✦
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Verfasst am: 10.11.2020 19:24 Uhr Titel: Der Kurzkrimi: Gefährliche Hochzeit |
Lesezeit: 1,74 Min |
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Diese kurze Story war vor vielen Jahren mal mein Beitrag zu einer Hochzeitszeitung für Freunde von mir. Er sollte die Risiken des "Schönsten Tages im Leben" mal ins rechte Licht rücken.
Ein bisschen Phantasie ist gefragt. Die Story ist im Stil des Film Noir gehalten und soll so ziemlich alle Klischees der US-Krimis aus der Mitte des letzten Jahrhunderts (Marke "Philip Marlowe") bedienen. Man muss sich das Ganze nur in schwarz-weiß vorstellen. Viel Spaß!
Gruß Ron
"Ja!", schluchzte Lorraine, die gutaussehende Blondine auf die Frage des Friedensrichters, ob sie den neben ihr stehenden Kerl zum Mann haben wolle.
Und ob sie wollte! Schon so viele Male war sie in dieser Situation. Und immer lief es nach dem gleichen Muster ab: in einem vornehmen Single-Club einen einsamen und nach Geld riechenden Typen aufreißen, danach ein sechswöchiges Kennenlernen. Wenn alles gut gelaufen war, folgten schnell die Hochzeit und die Flitterwochen. Und nach weiteren sechs bis acht Wochen würde sich Joe der Auftragskiller um ihren Gatten kümmern. Von der Erbschaft ließ es sich eine Weile gut leben – bis zum nächsten Mal dann.
Allerdings war es diesmal doch anders als bei all den Männern zuvor. Dieser Bursche neben ihr sah nicht nur verdammt gut aus. Er hatte auch das gewisse Etwas, das Lorraine bei all den Kerlen zuvor immer vermisste. Das würde wirklich ein Mann fürs Leben sein, eine starke Schulter, an die sie sich anlehnen konnte. Die nächsten Wochen versprachen der Himmel auf Erden zu werden. Ob sie es fertigbringen könnte, Joe diesem netten, feinfühligen und sensiblen Menschen das Lebenslicht auspusten zu lassen?
Niemals! Nein, diesmal würde es nicht geschehen. Noch heute Nachmittag würde sie die ganze Sache abblasen. Joe würde zwar sauer sein. Vielleicht sollte sie ihm wenigstens einen Teil der versprochenen zehn Riesen geben, um seinen Zorn zu mildern…
Drei Wochen später, das frisch vermählte Paar war gerade aus seinen Flitterwochen zurückgekehrt, klopfte es an die Tür des neu bezogenen Apartments. Lorraine war allein und öffnete ohne jeden Vorbehalt die Tür. Sie erschrak zutiefst. Es war Joe! Aber warum war er gekommen?
Noch bevor Lorraine etwas sagen konnte, erklang Joes dunkler, grollender Bass: "Tut mir leid, Baby!". Er holte tief Luft, bevor er weitersprach: "Aber diesmal stehst Du selbst auf meiner Liste! Es scheint, als seist Du an einen Berufskollegen geraten."
"Nein, Nein!", hauchte Lorraine, bevor ihre Stimme im dumpfen Knall des Revolvers erstarb.
_________________ Wer nicht gelebt hat, der kann auch nicht sterben.
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